Samstag, 9. Juni 2012

Werner Stoff, Gast beim 12. Wasserflugzeugtreffen am Grundlsee

Der Grundlsee
Der Grundlsee ist ein Alpensee im steirischen Teil des Salzkammergutes. Östlich vom Grundlsee, ein paar Gehminuten entfernt, befindet sich der kleinere aber bekanntere Toplitzsee und etwas weiter der Kammernsee mit seinen Wasserfällen. Der Grundlsee hat Trinkwasserqualität;  für private Schiffe und Boote besteht daher ein Verbot für Verbrennungsmotoren.
Auch für den Veranstalter des Wasserflugzeugtreffens, die IGE Salzkammergut  (Interessensgemeinschaft Elektroflug – Salzkammergut, Obmann Karl Schnitzhofer u. Obmannstellvertreter Bernd Hillbrand) gibt es ausnahmslos nur  den Elektroflug.


Erste Eindrücke vom Wasserflugtreffen

Nach zweistündiger Fahrt stand ich mit meiner Gattin Margit am Sonntag, den 3. Juni 2012, um etwa 08:30 Uhr, am Ostufer des Grundlsee`s,  in der Mitte des Camps des 12. Wasserflugtreffens des IGE Salzkammergut. Nur vereinzelt fanden sich Personen und im See schwimmende Enten. Von der Fahrt,  die Steifigkeit behebend,  reckte ich mich durch und sagte laut und lachend: „So Thomas, da sind wir nun und der Schuldste bist du.“ 
Die Enten wurden aufgeschreckt und hoben ab. Für Thomas wären Notstarts von Enten anderer Art ein Gräuel. Ich lachte noch lauter. Einige Monate zuvor wurde ich auf Grund einer Verwechslung von Thomas Fischer aus Saterland via E-Mail kontaktiert. Er wollte von mir – ist eine Tatsache – ein paar Fotos vom vorjährigen  Wasserflugzeugtreffen Grundlsee. Ich bin Modellfluganfänger und hatte damals  weder von der Person  des Thomas Fischer, noch vom  Wasserflugzeugtreffen,   irgendeine Ahnung.  Mittlerweile korrespondieren Thomas und ich regelmäßig und bin über den damaligen Irrtum sehr dankbar.  

Diesen Gedanken nachhängend, machten Margit und ich eine kleine Runde und dann waren schon ein paar Piloten mit ihren Fliegern am See.  Meiner Einschätzung nach waren es Idealbedingungen für Wassermodellflugzeuge. Die  Witterung war heiter, Windstille, die Wasseroberfläche war nahezu glatt und keine direkten Sonnenstrahlen für die Piloten.  


Flugmodelle in Startposition

Eine Zweimotorige – Modell kannte ich nicht – wurde ins Wasser gehievt. Start. Bei Vollgas dürfte der linke Schwimmkörper unterschnitten haben. Das Teil sackte kurz ein. Nach dem vierten Versuch hob das Ding endlich ab, der gute Mann verbriet dann glücklich eine Akkuladung und landete sicher. Eine halbe Stunde später war die Hölle los. Der Uferabschnitt wurde zusehends kleiner. Nach und nach wurden Modelle in das nasse Element gebracht. Ein Sprecher begrüßte die Teilnehmer aus Russland, Deutschland, Schweiz, Österreicher, etc.   und gesondert auch die zahlreichen Gäste. Ein Mann, Sepp, machte sich mit einem Paddelboot für Bergungen bereit.  Im Verlaufe der nächsten Stunden hatte er wegen der Vielzahl natürlich meistens mit den Freifliegern zu tun. 
Sepp, der "Retter in der Not"
Der Sprecher dirigierte Sepp mit  gefinkelten Ortsangaben zu den Havaristen und plärrte unter Gelächter der Anwesenden: „Rettungsgasse freimachen, Rettungsgasse freimachen, macht doch endlich die Rettungsgasse frei!“ Unermüdlich paddelte Sepp mit seinem rot/weißen Paddelboot zu den teilweise halb abgesoffenen Fliegern. Manchmal hatte er bis zu 3 Stück an Bord und der Kentergefahr trotzend legte er mit der heiklen Fracht sicher am Ufer an.  Einer der Stars des Tages,  nicht nur für die äußerst dankbaren Piloten,  sondern auch für die sonstigen Anwesenden,  war eindeutig Sepp.  

Die Berijev Be-200 beim Start
Eine Berijev Be-200, Scalemodell, wurde von zwei Personen ins Wasser gelassen. Das Ding war imposant, die Impeller beschleunigten, aber wieder trat ein Unterschneiden eines Schwimmkörpers auf. Beim zweiten Mal hob die Berijev brav ab. Der Pilot zeigte sich als ein wahrer Experte. Majestätisch flog er mit der Berijev diverse Manöver. Zum Abschluss  und als Krönung ein langsamer Messerflug, Rumpfunterseite zum Ufer gewandt und dann eine sichere Ladung. Der gute Mann freute sich sichtlich über den tosenden und verdienten Applaus. 

Scale-Modelle wurden einzeln oder zu zweit,  in einem Zeitfenster geflogen. Für die sonstigen Modelle war dann Pause. Geflogen wurde in einem Sicherheitsabstand von etwa 15 Metern, entgegen dem Uhrzeigersinn, parallel zu dem bald mit Teilnehmern und Gästen überfüllten Ostuferbereich.

Ein Klassiker mit Seltenheitswert: Eine österreichische Aviatik B II
 aus der Zeit des ersten Weltkrieges!
Dann ein Wahnsinnsding. Ich konnte es nicht zuordnen. Ein Scale Doppeldeckermodell aus dem 1. WK wurde direkt neben mir ans Ufer geschleppt. In dem Ding saß ein lebensecht wirkender  Pilot mit Lederhaube- Garnitur usw. Vor sich zwei 08/15 LMG aus Spandau. Die obere Tragfläche dieses Doppeldeckers war im Querschnitt ein gezogenes, verkehrtes,  S-Profil. Zuordnen konnte ich dieses Modell vorerst nicht. Den Hochheitsabzeichen und der Kolorierung nach war es ein Jagdflugzeug aus der Donaumonarchie. Dem markanten Seitenleitwerk nach jedoch ein deutsches Jagdflug aus dem 1. WK. Vielleicht eine Albatros, nein,  eine Hansa-Brandenburg, auch nein,  ich machte mich schlau und es war eine österreichische Aviatik B II.  Der Pilot flog im Scale Zeitfenster das Modell wie irgendeine 3D-Mühle in Zeitlupe. Das Ding hatte an die 18 kg, befeuert mit einem 10 oder 12s-Lipo. Sichere Landung und verdienter Applaus.

Präsentation der Teilnehmer mit ihren Modellen


Fotoshooting war um 11:00 Uhr. Die Teilnehmer präsentierten stolz ihre Modelle und ich konnte einmal vernünftige Fotos machen. Der russische Pilot der Berijev, er hatte eine Anreise von 2.000 km hinter sich, allein diese Leistung war schon gewaltig,  bekam ein großes Lebkuchenherz mit der Zuckeraufschrift ‚12. Wasserflugzeugtreffen Grundlsee’. Der Applaus für den russischen Piloten und den anderen Teilnehmern war gewaltig.
Eine Savoia-Marchetti S.66 flog dann außerhalb des Scale – Zeitfensters mit dem Gros mit. Danach in Abständen Scale Modelle, eine Blohm & Voss BV 138,
BV 138, im Flug nicht vom Original zu unterscheiden.
zwei Pilatus Porter mit ihren typischen Seitenleitwerken, eine Dornier DO 24 mit dem anmutig aufgeschwungenen Rumpfende, die gute Tante Ju – Junkers 52-3m – fehlte auch nicht und dann ein von mir favorisiertes Modell:  Die Maccchi – Castoldi M.C. 72. Der Sprecher leierte gerade die Modell- und Originaldaten der M.C. 72 herunter: „… seit dem Jahr 1934 der bis heute ungebrochene Geschwindigkeitsrekord für propellergetriebene Wasserflugzeuge von über 700 km/h …“ Die Leistungsdaten der M.C. 72 waren mir gut bekannt und im Stillen fügte ich dazu: Konstruiert aber nicht mehr eingesetzt für die damaligen Schneider-Trophy-Rennen. Zwei Fiat Motoren mit einer Gesamtleistung von 3.200 PS, 2 gegenläufige Schrauben wegen des gewaltigen Drehmomentes und das Ganze über dem Gardasee mit über 709 km/h.
M. C. 72
Die M.C. 72 war auch auf dem Grundlsee schnell unterwegs. Ein vernünftiges Foto im Flug konnte ich von ihr leider nicht schießen.
Es wurden Modelle von ca. 70 bis 2500 cm Spannweite, mit Gewichten von ca. 0,25 bis knapp  20 kg, bis 12s-Lipo`s geflogen.  Schaummodelle, darunter eine Acromaster,  zwei Funcup, etc., waren stark vertreten. Im Wasser und in der Luft machten die Schaummodelle eine gute Figur und es wurde entsprechend honoriert. 
Zwischenzeitlich wieder der gute Mann mit dem Mikrophon: „… und die Luft über dem Grundlsee gehört zerschnitten ….“
Ich konnte es nicht zählen aber zeitweise waren sicher an die 15 Modelle zeitgleich unterwegs. Einmal war ein ‚Geisterflieger’ verrückterweise im Uhrzeigersinn unterwegs. Ein Geplärr vom  Ansager und die Mühle tauchte ab und ‚ordnete’ sich ein. Im Allgemeinen wurde sehr diszipliniert geflogen und in der Luft, ich hielt es nicht für möglich, kam es zu keinen Zusammenstößen. Um 13:00 Uhr, von der Steherei müde, waren wir wieder in Richtung Heimat unterwegs. 
Do 24
Ich war noch nie Gast bei einer Modellflugshow gewesen. Es war eine  Wahnsinnsstimmung und wir – Margit fand es auch doll - hätten es bereut, wenn wir nicht dabei gewesen wären. Wenn`s Wetter passt, sind wir nächstes Jahr wieder als Gäste beim hoffentlich stattfindenden 13. Wasserflugtreffen. Allerdings mit einem leistungsfähigeren Fotoapparat und zwei Klappstühlen.
Liebe Grüße an alle Modellflugfreunde und sonstige Leser
Werner


2 Kommentare:

  1. Hallo Werner,
    Bei der Suche nach Fotos vom Wasserflugtreffen Grundlsee 2013, bin ich leider erst jetzt auf Deinen Blog gestossen.
    Sehr nett und interessant geschrieben.

    Warst Du auch dieses Jahr am Grundlsee?

    Schöne Grüße aus Tirol

    Josef (Sepp - Der Mann mit dem Boot)

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    1. Hallo Sepp,

      danke für Deinen Kommentar. Ich werde Werner darüber informieren, denn er schreibt gelegentlich für meinen Blog. Vielleicht könnt Ihr Euch ja direkt kurzschließen?

      Liebe Grüsse
      Thomas Fischer

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