Samstag, 13. Juli 2013

Testbericht: Die Tiger Moth von ready2fly




Die flugbereite Tiger Moth von ready2fly

Der am 27.07.1882 geborene Geoffrey de Havilland interessierte sich nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Ingenieursschule für den Bau von Autos und Motorrädern. Das wäre sicherlich auch so geblieben, wenn ihn nicht zwei Ereignisse in seinem Leben für die Flugwelt auf den rechten Pfad gebracht hätten: Der Heirat seiner Frau Louise im Jahre 1907 und eines Geschenkes in Höhe von 1.000 Pfund von seinem Großvater. So wurde die Welt um einen bedeutenden Flugpionier und Konstrukteur reicher, denn bis zu seinem Lebensende widmete er sich ausschließlich der Entwicklung, dem Bau und dem Fliegen von Flugzeugen, auch wenn seine fliegerische Karriere zunächst mit einem Bruch begann:
1908 baute er gemeinsam mit seiner Frau und Frank Hearle seinen ersten Entwurf. Doch schon beim Erstflug im Dezember 1909 wurde dem ein jähes Ende gesetzt. Versuch und Irrtum bestimmten nun sein weiteres Handeln, bis er sich das Fliegen letztlich selbst beibrachte und sich mit seinem zweiten Entwurf, der F. E. 1, erfolgreich in der Luft bewegte. Damit war der Grundstein für seine weitere fliegerische Karriere gelegt, die ihn über die Entwicklung der B. E. 2 bei der Royal Aircraft Factory schließlich zu seiner eigenen Firma und dort auch noch als Cheftestpilot der „De Havilland Aircraft Company“ führte.
Mit seiner „de Havilland D. H. 71 Tiger Moth“ errang er in den 1920er Jahren mehrere Weltrekorde. Diese und deren Weiterentwicklungen, der „Moth-Serie“ wurden weltberühmt, denn unzählige Piloten rund um den Globus haben mit ihr das Fliegen gelernt. Wohl einer der bekanntesten Typen wurde die „DH 82“, deren erstes Muster mit der Bezeichnung G-ABRC am 26.10.1931 von Stag Lane aus startete. Die Abnahmeflüge verliefen so erfolgreich, dass die DH 82 eine Kunstflugzulassung erhielt und zum Standardtrainer der Royal Air Force avancierte. Neben der Pilotenschulung fand die DH 82 als ferngesteuertes Schleppflugzeug mit der Bezeichnung „Queen Bee“ ein weiteres Einsatzgebiet zur Ausbildung von Flakkanonieren.
Bis Ende 1945 waren über 7000 Tiger Moth´s gebaut worden, weitere Lizenzbauten entstanden in zahlreichen Ländern der Erde.
Auch heute noch hat die DH 82 nichts von ihrem Charme verloren. Ihr Design ist immer wieder ein Hingucker auf Flugtagen auch im Flugmodellbereich. Umso mehr freute es mich, dass ich ein solches Exemplar im Vertrieb des schweizerischen Unternehmens „ready2fly“ testen durfte, zumal Doppeldecker für mich ohnehin eine Art Inbegriff des Fliegens sind.
Um es gleich vorweg zu schicken, der Firmenname ist auf diese Maschine nicht unmittelbar übertragbar, darauf wird aber bereits auf der Internetpräsentation hingewiesen. Obwohl bereits alle Komponenten sehr sauber aufgebaut, fertig bespannt und lackiert im Baukasten verpackt waren, offenbarte das Auspacken zahlreiche Kleinteile wie Schrauben, Unterlegscheiben, Muttern und Ruderhörner. Deshalb sollte man für den Zusammenbau bereits Erfahrungen mitbringen. Zusätzlich benötigt man noch vier Servos, die komplette Antriebseinheit, einen Metallspinner und, um die Optik eines solch antiquarischen Doppeldeckers abzurunden, eine Pilotenpuppe. Freundlicherweise wurde mir das erforderliche Zubehör von der Firma Staufenbiel mit einem Rabatt von 50% zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank dafür.
Was mir sofort positiv auffiel, war, dass es sich hier im Gegensatz zu der Vielzahl von Schaummodellen auf dem Markt um ein Modell in Holzbauweise handelte, sehr leicht und doch stabil aufgebaut, so sorgte bei den Tragflächen ein fast geodätischer Rippenaufbau für eine recht stabile Konstruktion. All das ließ mein Herz als Holzwurm sofort höher schlagen.

Der stabile Flügelaufbau in Rippenbauweise
 Bestens motiviert startete ich also den Aufbau nach der zwar in Englisch gehaltenen aber dennoch sehr gut bebilderten Bauanleitung, die kaum Fragen offen ließ. Interessanterweise baut man die DH 82 von hinten nach vorne auf, indem mit dem Anbringen des Leitwerks begonnen wird. Leider erlebte ich dabei die ersten Enttäuschungen:
Im Seitenleitwerk befinden sich zwei M3-Einschlagmuttern. Gemeinsam mit dem Höhenleitwerk wird das ganze von unten durch den Rumpf mit zwei Schrauben befestigt. Die hintere Schraube wollte jedoch nicht in die Mutter fluchten. Also das Ganze nochmals abmontiert und von Hand versucht, die Schraube einzudrehen. Diese blockierte sofort in der Einschlagmutter. Beim Versuch des Herausdrehens löste sich auch noch die Mutter, drehte durch und riss die Bespannung auf. 
Die aufgerissene Bespannung des Seitenleitwerks

Mir blieb gar nichts anderes übrig, als die Schraube abzusägen und die Einschlagmutter durch die aufgerissene Bespannung herauszuziehen. Ich konnte den Riss sehr schnell mit Blitzkleber und Seide wieder schließen. Doch musste ich mir passende Revellfarben besorgen, um das Farbschema wieder herzustellen.
Zudem weist die Bauanleitung beim Anbringen des Leitwerks auf die Wichtigkeit der Ausrichtung zur Rumpflängsachse hin, das passte wirklich sehr genau. Doch bei der Kontrolle, ob es auch parallel zu den Flügeln ausgerichtet war, stellte ich eine Schiefstellung fest, die ich nur mit Unterlegung und Nachschleifen von 1 mm Balsaholz ausgleichen konnte. Erst danach konnte ich das Leitwerk aufkleben und es mit der verbleibenden Schraube sichern.
Das alles war kein Beinbruch, weil es sich schnell beseitigen ließ, aber dennoch ärgerlich. Den Verzug im Seitenleitwerk konnte ich allerdings nicht ausgleichen, was sich erst zeigte, als ich das Seitenruder angelenkt hatte (Bild 3), dazu hätte es eines Neuaufbaues bedurft.
Das verzogene Seitenruder

 Auf Nachfrage bei dem Geschäftsführer von ready2fly, Herrn Zweifel, wurden sofort sieben weitere Baukästen kontrolliert mit dem Ergebnis, dass es sich bei den beschriebenen Mängeln um einen Einzelfall gehandelt hat. Angesichts der ansonsten hervorragenden Verarbeitung halte ich diese Aussage für überzeugend,
denn alle anderen vorbereiteten Passungen für das Zusammenstecken der Tragflügel oder der Streben, auf denen der obere Flügel lagert, zeigten sich sauber verarbeitet.
Im unteren Flügel sind bereits genügend große Aussparungen in den Rippen vorgesehen, um die Servokabel mit einem dünnen Stahldraht hindurch zu ziehen. So ging der Bau zügig voran. Zeitlich aufwändig gestalteten sich nur die Verspannungen für die Anlenkungen des Höhen- und Seitenruders sowie der Flügel gegeneinander. Die Größe aller Ruderausschläge werden in der Bauanleitung bereits empfohlen. Da wie beim Original die Anlenkung des Seitenruders über einen zentralen Hebel seitlich aus dem Rumpf erfolgt, ergibt sich ein riesiger Hebelarm. Damit erreichten die Ausschläge Werte, die jedes 3-D Modell erblassen ließen. Mit der Reduzierung des Servowegs auf 40% kam ich schließlich auf die empfohlenen Werte.
Etwas Geduld verlangte auch die Anlenkung der Höhenruderblätter. Da deren Bowdenzugrohre weit im Rumpf abgeschnitten sind, kann man die Anlenkungslitze nur über einen von außen eingeführten Stahldraht mit 0,8 mm Durchmesser, an dem die Litze mit dünnem Klebeband befestigt wird, von innen vorsichtig nach außen ziehen. Jeweils zwei nebeneinander liegende Bowdenzugrohre sind für die Anlenkung der Ober- bzw. Unterseite eines Höhenruderblattes. So lässt sich die doppelte Anlenkung sauber sowie spielfrei umsetzen.
Ist man bis zu diesem Baustadium gelangt, sollte man alle Funktionen testen und den festen Sitz aller Schrauben der Servos kontrollieren, denn der weitere Aufbau geht davon aus, dass die Flügel gesichert durch mehrere Stoppmuttern einmal festgezogen, dauerhaft auf dem Rumpf verbleiben, ein Zugang zu den beiden Servos ist damit nur mit hohem Schraubaufwand nachträglich möglich.
Bevor ich die Halterungen für die Streben in die Flügel einklebte, kerbte ich sie beidseitig mit einer Feile schräg ein, um eine bessere Verbindung zu erzielen.
Die nachgefeilten Halterungen für die Verspannungen

Die Streben geben gleichzeitig die Anstellwinkel vor, ein Nachkorrigieren ist nicht möglich. Wie gesagt war deren Verschraubung so genau vorbereitet, dass sowohl die Ausrichtung der Flügel horizontal und vertikal und auch zum Leitwerk sofort passte.
Der vorbereitete Motorträger wies bereits die richtige Länge für die Aufnahme des AL 3548 V2 auf. Zur Einhaltung der vorgegebenen Schwerpunktlage musste ich den Regler direkt am Träger mit Klettband befestigen und ein Sperrholzbrett zur Aufnahme des Akkus in den vorderen Rumpfbereich einsetzen.

Die zusätzliche eingesetzte Akkuhalterung

  Dieses Sperrholzbrett muss sehr tief eingebaut werden, weil sonst das hinter der Öffnung liegende verstrebte Fahrwerk ein Einsetzen des Akkus verhindert.
Nachdem ich den Gewindeteil der Motorachse sowie die Verschraubungsmutter im Spinner etwas gekürzt hatte, passten auch diese Teile. So vorbereitet lag der Schwerpunkt mit eingesetztem Akku auch in dem von der Bauanleitung empfohlenen Bereich.
Da ich den Bau sehr locker angegangen war, sollten die zwei Wochen, die ich dafür benötigt hatte, nicht als Maß genommen werden. Bei zügigem Vorgehen dürfte das in weniger als einer Woche zu schaffen sein. Je weiter ich mit dem Bau vorankam, umso mehr Pioniergeist und Nostalgie überkamen mich und als ich dann die erste Außenaufnahme machen konnte, schloss ich dann endgültig die kleine Tigermotte in mein Herz, genau so ein hübscher Doppeldecker hatte mir in meiner Sammlung noch gefehlt, jetzt musste sie nur noch die Flugerprobung bestehen. Wie so oft in diesem Jahr machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung, fast vier Wochen dauerte es, bis es trocken und der Wind ruhig genug wurden, um den Erstflug zu wagen.
Der überabeitete Spinner

Bereits beim Beschleunigen zog die DH 82 kerzengerade davon, mit ein wenig Höhenruder hievte sie sich dann etwas zu rasant in die Lüfte. Kurzes Nachdrücken, ein wenig Tiefe nachgetrimmt und schon war die leicht schwanzlastige Tendenz behoben, mit ein wenig Querruder links lag sie dann endgültig sauber und folgsam in der Luft. Und nun zeigte sie ihre gesamte Schönheit, ich meinte im Flug sogar das Singen der Spanndrähte zu hören. Da ich vergessen hatte, die Zeitschaltuhr zu aktivieren, drehte ich voller Begeisterung eine Runde nach der anderen, wagte Loopings und Rollen, bis ich schließlich durch das Abfallen der Motorleistung auf den geleerten Akku aufmerksam gemacht wurde. Die sofort eingeleitete Landung verlief ebenfalls problemlos, allerdings sind die Segeleigenschaften wegen des hohen Luftwiderstandes -wie generell bei verspannten Doppeldeckern zu erwarten- eher mäßig, Fahrt und Höhe werden schnell abgebaut, mit etwas gefühlvoll gezogenem Höhenruder kurz vor dem Aufsetzen gelingen aber Bilderbuchlandungen.
Die Motorisierung reicht völlig aus, mit Halbgas dreht die Tigermotte bereits sicher ihre Runden, ebenfalls ausgewogen reagieren die Ruder mit den in der Anleitung eingestellten Werten. Wer also nach einem vorbildähnlichen hübschen Doppeldecker mit ausgewogenen Flugeigenschaften sucht, fliegt mit der DH 82 von ready2fly auf dem richtigen Kurs. 
Die Tiger Moth im Flug. Ein echter Hingucker!

Dienstag, 2. Juli 2013

Neue Geschäftsideen




Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de
Dem Erfindungsreichtum mancher Geschäftsleute zur Ankurbelung des Umsatzes sind kaum Grenzen gesetzt. Umso erstaunlicher ist es, dass manche Idee noch nicht weiterentwickelt wurde, wie wäre es z. B. mit dem Leasing von Flugmodellen?
Gerade für Selbstständige, Gewerbetreibende, u. ä.  wäre das eine willkommene Möglichkeit, ihr Hobby auch noch steuerlich abzusetzen. Wer träumte nicht davon? Im Prinzip wäre das ja ganz einfach, man muss nur den Leasingraten als Betriebsausgabe irgendeine passende Einnahme gegenüberstellen, damit das Finanzamt die Ausgaben nicht als „Liebhaberei“ abtut. Nichts einfacher als das, der Selbstständige tritt als Werbeträger für den Lieferanten der Flugmodelle auf und erhält dafür sowie entsprechende Testberichte Geld, fertig ist das Geschäftsmodell! Davon profitieren alle Beteiligten:

  • Der Händler, der seinen Umsatz erhöht
  • Die Leasingbank, die an dem Leasing verdient
  • Der Selbstständige, der sein Hobby steuerlich absetzen kann
  • Ein Versicherer, denn schließlich benötigt das Flugmodell vergleichbar einem Autoleasing eine Kaskoversicherung.

Für diejenigen, die das in unserer deutschen Heimatsprache nicht mehr verstehen: das ist eine klassische „win-win“-Situation.

Für Privatleute wird es da schon etwas schwieriger aber nicht unlösbar, denn zwei Fragen interessieren Otto Normalflieger: Was kostet mich das? Was bringt mir das? Oder einfacher gesagt, wenn es billiger geht, ist das in Ordnung.
„MEM“ heißt das Zauberwort, „Miet ein Modell“ für meine und die vorherigen Generationen oder auf neuhochdeutsch „RAP“, „rent a plane“, gerade für die jüngere Generation dürfte das verständlicher sein.
Zwar geht es hier auch nur mit einer Kaskoversicherung, einem findigen Kaufmann dürfte es allerdings über die Laufzeitgestaltung nicht schwer fallen, jedem potentiellen Kunden vorzurechnen, dass die Gesamtmiete günstiger wird als die entsprechende Neuanschaffung.
Und wenn wir schon einmal so weit sind, warum soll das alles auf Flugmodelle beschränkt bleiben? Fernsteuerungen, Motore, Akkus lassen sich nach dem gleichen Prinzip vermarkten, etwas schwieriger wird es bei Flugsprit oder ähnlichen Verbrauchsartikeln. Ehrlich gesagt fehlt selbst mir da noch die zündende Idee.

Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass ich mir selbstverständlich diese und weitere Ideen habe rechtzeitig patentieren lassen. Wer davon also etwas umsetzen möchte, darf sich gerne mit mir über die nötigen Lizenzgebühren in Verbindung setzen, schließlich bin ich ja auch nicht auf den Kopf gefallen, das nennt sich dann heutzutage „Franchise“-Prinzip (ausgesprochen: „Frännscheiss“).