Sonntag, 20. Oktober 2013

Die Speerspitze des Modellflugs


Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de


Der technische Fortschritt macht vor unserem Hobby keinen Halt, aber nicht allein die Technik schreitet voran, wie ich unlängst in einer Modellfliegerzeitschrift sehen konnte. Da bringt doch ein Hersteller von Fernsteuerungen nun in Zusammenarbeit mit einem der bekanntesten Kunstflugpiloten die Sonderedition eines Senders heraus, in dessen Bezeichnung die Initialen und der Name des Piloten und auf dem Monitor als Startbildschirm noch dessen Unterschrift verewigt sind.
Und da es auf der ganzen Welt gewiss nur eine überschaubare Anzahl von Piloten geben dürfte, die die Sonderfunktionen wirklich effektiv nutzen können, wird sinnvollerweise die Auflage gleich auf 2.000 Stück limitiert.
Wow!!!
Das kann man beim besten Willen nicht mehr als alleinige Neuentwicklung bezeichnen, wir haben es hier mit einer echten Speerspitze unseres Hobbies zu tun. Ich wage es kaum auszusprechen: Wir haben unsere eigene Avantgarde, sozusagen einen Colani des Modellfugs!
Endgültig vorbei sind damit die Zeiten, in denen unser Hobby als Spielerei abgetan und belächelt wurde. Nun sind wir wer! Hoch erhobenen Hauptes können wir ab jetzt durch die Welt gehen und natürlich auch fliegen.
Mit dieser Entwicklung tritt zunehmend die Funktion hinter dem Design zurück. Und das wird das Bild unseres Hobbies in der Zukunft revolutionieren. Die zukünftigen Modellbaumessen werden ein völlig neuartiges Gesicht bekommen. Statt langweiliger Stände, die sich schier endlos in den Hallen reihen, und in denen die Händler dicht gedrängt ihre Waren feilbieten, werden bald Laufstege Einzug halten.
Wie in der Modewelt werden Designer ihre neuesten Kreationen präsentieren lassen. Da unserem Hobby noch immer die Männerdomäne anlastet, werden überwiegend ansprechende Damen die Produkte umrahmt von Lichteffekten und untermalt von einprägsamer Musik einem staunenden Publikum zum Besten geben. Ein Conferencier findet die richtigen Worte, um die Besonderheiten auf den Punkt zu bringen. Dabei wird es nicht allein um die alltäglichen Produkte gehen, die wir für die Ausübung unseres Hobbies benötigen, nein wir werden gewiss auch unsere eigene Mode erhalten. Als Mann von Welt muss man sich selbstverständlich entsprechend präsentieren, das gehört doch dazu.
Selbst die Inhalte unserer Modellflugzeitschriften erhalten ein neues Gesicht, bislang unbekannte Rubriken entstehen: Wer Rang und Namen und etwas zu sagen hat, dessen Privatleben findet auf diesem Wege Einzug in die Werkstätten. Wen interessieren denn schon Basteltipps, Testberichte oder ähnliches? Seit Jahren stelle ich mir bereits die Frage, wie eigentlich ein Wettbewerbspilot so lebt, wenn er sich nicht gerade mit Seinesgleichen auf Wettbewerben misst? Neben den Erfolgen interessieren mich doch auch die kleinen Sorgen und Nöte. Ganz zu schweigen von den Affären oder Skandalen, die gibt es gewiss genauso. Das muss man doch wissen, um mitreden zu können!

Allerdings stelle ich mir die Frage, ob ich das alles noch miterleben muss?

Dienstag, 1. Oktober 2013

Werner Stoff: Die RC-„Meteor“ aus Depron; kurz: „MM“ für Mini-Meteor



In seiner bekannt noblen Art, wohl auch in Anspielung auf mein Alter, hat mir Thomas Fischer einen Originalplan der Meteor, ein Entwurf von Georg Friedrich,  mit  einem Exemplar der Zeitschrift Flug+modell-technik, Nr. 69,  Juli – August 1961, übermittelt.
Nach 1:1 Kopien und sonstiger Konservierung für Interessierte habe ich den Originalplan  eingerahmt und einen Ehrenplatz verpasst. Wäre schade gewesen.


Depronplatten in den Stärken von 3 u. 6 mm waren schnell besorgt. Ein 38 Gramm Außenläufer und je 2 Servos, mit 5 und 7 g, sind auch vorhanden. Die Rumpflänge der originalen Meteor ist mir zu kurz und ich verlängere sie von 80 auf 90 cm. Unter Berücksichtigung der Materialstärken der Depronplatten und dieser Veränderungen fertige ich nun Papierschablonen an, schneide sie aus und übertrage diese auf die Platten. Wichtig: Das Teppichmesser sollte immer eine scharfe Klinge haben, ansonsten wird das Depron eingerissen. Das Einfalzen der Rumpfseitenwände erleichtert das exakte Zusammenkleben mit dem Rumpfboden ungemein, ist aber nicht notwendig. Beim Zusammenkleben von Depron verwende ich meistens UHU Por, PU- und auch Weißleim. Die MM ist mein erstes selbstgebautes Modell, Fehler inbegriffen und es gibt in dieser Hinsicht wahre Könner mit sehr guten Anleitungen. Ich verwende Depronplatten mit grüner Aufschrift, die Platten haben eine Struktur in eine Richtung, eine Seite ist matter und man sollte das unbedingt selbst probieren.   


Der Rumpfboden ist auf Grund der Falze von 6 mm Höhe und 3 mm Breite in den Seitenwänden schnell eingeklebt.
Meine erste Selbstgebaute, kein Risiko, ich baue ein Muster mit einem wesentlich dünneren Tragflächenquerschnitt als beim Original.  Maximale Dicke daher 16 mm


4 gleiche Depronzuschnitte für die Fläche in der Stärke von 3 mm. Die Balsaflachstäbe klebe ich mit PU in die Führungen von Depronzuschnitten und können dann nicht verrutschen. In Mitte bringe ich eine Kiefernflachleiste mit Löcher für die Schraubbefestigung am Rumpf an. Die Servokabeln löte ich auf Y zusammen und die Servos klebe ich auch gleich ein.





Unmittelbar hinter dem Cockpit klebe ich die Servos, a 7 Gramm, für das Seitenruder und Höhenruder in die vorbereiteten Schächte ein.  Mit Depron sind derartige Schächte sehr leicht herzustellen. Zuschnitte aller Art mit einem leichten Übermaß anfertigen und dann mit einer Feile zurechtstutzen. Die Bowdenzüge für das geteilte Höhenruder löte ich in der Gabelkopfhülse zusammen.

  
Das Spornrad verbinde ich nicht mit dem Seitenruder.  Es ist eine unnötige Schwachstelle. Das  Höhen- auch das Seitenleitwerk verstärke ich an den ‚Problemzonen‘ mit Balsazuschnitten. Das Depron schleife ich hierbei bündig für exakte Aufnahme dieser Verstärkungen und verklebe es mit Weißleim.


Sturz- und Seitenzug mit je 2° übertrage ich auf die papierenen Schneidschablonen, schneide diese zu und übertrage dies nun auf den Rumpf. Mit einer Japansäge schneide ich das Rumpfvorderteil entsprechend ab. Für die Befestigung  des Motorträgers aus Sperrholz klebe ich 4 kürzere Balsadreiecksleisten in den Rumpf hinein.
Der 28 mm Außenläufer hat Lochabstände von 16 und 19 mm, die entsprechende Bohrungen und die Rundung für den Rumpfoberteil passe ich so gut wie möglich an. Der Lufteinlass unten ist eine meiner Spielereien und währenddessen trocknen halt andere Stücke.











Wieso nicht! Die Hamsterbacken des originalen Meteors gefallen mir nicht. Ich klebe 2 Depronstücke mit je 6 mm zusammen, die Hülle eines Fineliners schleife ich zurecht und schneide mit dieser eingespannten Hülle dann kleine Zylinder aus. Unten fabriziere ich die Gegenstücke dazu und klebe die Depronzylinder bzw. diese als Auspuffattrappen ein.











Einen passsenden Spinner für eine Dreiblattschraube fertige ich aus 9 Lagen,  a 6 mm,  Depron,  an. Tags zuvor habe ich dieses Teil mit Weißleim verpresst zusammengeklebt und wird nun rotierend zurechtgeschliffen. Das ist eine meiner ‚Feilen‘,  Marke Eigenbau,  mit 150er Schleifpapier. Der Spinner hat trotz Leimklebe nur ein Gewicht von 2 Gramm




Das Teil nimmt nun Formen an. Ein bei der Fa. Schweighofer gefundenes CFK – Leichtfahrwerk samt Räder passe ich auf ein Dreieckssperrholzstück an. Zwei Kunststoffverschraubungen mit 4 mm verwende ich für das Fahrwerk und gleich dahinter eine 5 mm Kunststoffverschraubung für die Tragfläche mit entsprechendem Konterstück auf der Rumfinnenseite. Das Fahrwerk kann  leicht ausgetauscht werden.







Die Zweiblattschraube hätte zwar mehr Leistung gebracht, aus optischen Gründen wird nun die Dreiblattschraube verwendet.  Als Nächstes das Cockpit und bei der Suche nach geeigneten PET-Flaschen habe ich mich Tage zuvor bei einem Supermarkt zum Affen gemacht. War mir jedoch ein Bedürfnis,  da ein mir bekannter Verweigerer die Eigenschaften einer PET-Flasche anscheinend mit deren einer  Bettflasche verwechselt hat.

Eigentlich waren es zwei PET-Flaschen. Ich schneide die Teile zurecht und bringe als Klebeschutz Tesabänder an die Ränder an. Mit UHU-Por ist die Kabinenhaube schnell zusammengeklebt. Rechts, im Hintergrund,  das abnehmbare Cockpit. Vorne mit einer Nase zum Einschieben und hinten fertige ich einen simplen Riegel an, als Tarnung hat er das Aussehen einer senkrechten Flosse.

Fast vergessen: Zuvor fertige ich aus 3 mm Depronplatten die runden Rumpfoberteile an. Die Platten in Richtung und Seite teste ich aus, bringe sie mit Reibung an der halbrunden Schreibtischkante in Form und klebe sie dann auf Falzen der oberen Rumpfunterseite an. Auf dem Bild ist es schwer sichtbar, es sind aber insgesamt 4 Teile, inklusive des abnehmbaren Cockpits.
                                                                                                         
Lösungsmittelfreie Acrylfarbe mit ein paar Tropfen Wasser vermischen und mit Schwämmchen mehr tupfend auftragen. Die gesamte Unterseite der Meteor habe ich nur mit blauer Farbe versehen.
Grob zusammengesteckt, mit Pilotenbüste, ohne Antrieb und Ruder, das Cockpit sitzt noch nicht richtig, kann man sich dennoch schon ein Bild verschaffen. Wollte ich nicht, sieht aus wie ein Warbird; auf Grund des markanten Seitenleitwerkes in Richtung P 51.  
Wochen sind vergangen, das Wetter und andere Umstände haben nicht gepasst. Für Leichtgewichte und Piloten meines Formates schon ein Risiko. Das Teil geht sicher locker aus der Hand, nein, ich will einen Bodenstart auf dem kurzen Asphaltstück vorm Haus. Seitenwind, eine halbe Stunde zuwarten und dann los. Vollgas, Tiefe und dann Höhe.




Das Teil ist wegen des Windes recht wackelig, die Querruderausschläge sind eindeutig zu groß und mehr Gewicht gehört auch nach vorne. In Sicherheitshöhe ein paar Manöver,   immer ausgleichend mit zu viel Tiefenruder runter auf die hohe Wiese.

Wieder nach ein paar Wochen – es passte einfach nie - dann endlich der Zweitstart. Ballast sollte schon Nutzlast sein, Austausch der 1000 mAh gegen eine 1300 mAh/3s. Die Querruderausschläge auf +12/-8 mm reduziert, Seite und Höhe lasse ich auf je 20 mm. Schon etwas dämmrig, Bodenstart und das Teil fliegt um Einiges besser. Bei Querruder vielleicht mehr Expo, ein paar einfache Figuren;  nicht schlecht für meine erste Selbstgebaute.

Nach 7-8 Minuten dann runter und die Selbstzufriedenheit des Erbauers kann man auch auf dem Foto gut erkennen. Ein dickes Bussi für die fotografierende Gattin. 
Dies sind halt jene glücklichen Momente eines unechten Modellbauers. An die ‚Echten‘: Es hat trotzdem Spaß gemacht.


Spannweite:              108 cm
Abflugmasse:            412 Gramm
Flächeninhalt:             16,7 dm²
Flächenbelastung:      24,7 Gramm
QR:                            +12/-8 mm
HR:                             +/-20 mm
SR:                                 20 mm