Montag, 28. November 2011

Die Zahl des Tages: 5000!!!


Am 18.07.2011 startete ich mit diesem Blog auf Empfehlung von meinem Fliegerkollegen Gunther P. von den Aviators Obdach aus Österreich. Mit tatsächlichen Begebenheiten und erfundenen Geschichten rund um das schönste Hobby der Welt wollte ich auch anderen Modellfliegern eine Freude bereiten.



Heute nun, am 28.11.2011, knapp fünf Monate später, ist der 5.000ste Seitenaufruf erfolgt. Eine so hohe Besuchsfrequenz innerhalb dieser kurzen Zeit zu erreichen, freut mich ganz besonders. Einen ganz herzlichen Dank möchte ich daher all meinen Lesern aussprechen. Ich hoffe, dass ich Euch mit meinen Geschichten weiterhin begeistern kann, und ihr mir auch zukünftig treu bleibt.

Montag, 14. November 2011

Immer wieder etwas Neues

Neben ausgefalleneren Flugmodellen wie Enten kann ich natürlich auch ganz normale Zweckmodelle bauen und fliegen. Und selbst dabei noch die Erfahrung machen, welche unerwarteten Überraschungen doch unser faszinierendes Hobby immer wieder bereithält, gleichgültig, wie lange man es betreibt. So passierte es mir in den letzten Wochen mit dem Stiddle Mick. Der ein oder andere ältere Fliegerkollege mag es bereits vermuten, ja, bei diesem Modell handelt es sich um eine Resteverwertung meines Middle Stick.
Für die jüngeren Kollegen unter uns: Der Middle Stick war ein Baukastenmodell des RC-Kunstflugweltmeisters von 1967, Phil Kraft, das 1970 von der Firma Graupner auf den Markt gebracht wurde. Der Middle Stick dürfte damit der Urvater aller immer wieder nachfolgenden „Sticks“ sein. Es ist gleichzeitig das erste ferngesteuerte Modell, an dessen Bau und Flug ich mich durch meinen Vater im zarten Alter von 5 Jahren noch entsinnen kann. Im Jahre 2004 erinnerte ich mich dieser Wurzel und besorgte mir einen Originalbauplan, mit dem ich den Middle Stick zu neuem Leben erweckte. Wegen Problemen mit der Motorisierung rüstete ich das Modell 2009 letztlich auf einen Elektroantrieb um. Die gesamte Bespannung mit Seide entfernte ich von Rumpf und Höhenleitwerk und ersetzte sie durch Bügelfolie. Das Rumpfvorderteil verjüngte ich passend zum kleineren Elektroantrieb.

Von nun an begleitete mich der Middle Stick bei fast jedem Besuch auf dem Flugplatz. Seine gutmütigen Flugeigenschaften -selbst bei stehendem Motor und langsam voll durchgezogenem Höhenruder schmierte das Modell nicht ab, sondern glitt einfach weiter- sowie die Eignung für einfachen Kunstflug sorgten für angenehmen Flugspaß. Was er allerdings nicht mochte, war der Messerflug, der Hebelarm zum Leitwerk war schlichtweg zu kurz, um diese Fluglage stabil zu halten.
Wahrscheinlich würde mich der Middle Stick noch heute begleiten, wenn er im Alter von 6 Jahren bei einer Unachtsamkeit von mir während eines Lehrer-/Schüler-Betriebes nicht dem Boden auf unglückliche Weise zu nahe gekommen wäre. Leider mussten der Flügel, das charakteristische Höhenruder und die Rumpfspitze daran glauben. Eine vollständige Verschrottung schien mir zu übertrieben und so brachte ein Blick in meinen Restefundus einen Trapezflügel zum Vorschein.

Damit dieser jedoch auf den Rumpf passte, musste die Rumpfnase allerdings deutlich verlängert werden. Außerdem tauschte ich den Dymond AL 3548 mit 710 Watt Leistung gegen einen stärkeren AL 5055 mit 1.300 Watt Leistung aus. In der Rumpfspitze finden nun zwei in Reihe geschaltete 3.300 mAH 3s- Lipos ihren Platz: Aus dem Middle Stick war der Stiddle Mick entstanden, ein farblich wahrlich gewöhnungsbedürftiges Konglomerat, das mich aber treu begleitet.
Mit dem stärkeren Antrieb reißt es den Flieger beim Gasgeben förmlich in die Luft, der verlängerte Hebelarm nach hinten lässt nun auch Messerflug zu, der allerdings mit einer Portion Tiefenruder und gegen gehaltenem Querruder stabilisiert werden muss. Alles in allem ein alltagstauglicher Flieger mit weiterhin gutmütigen Flugeigenschaften. Trotz des sehr dicken Nasenkreisradius´ litten hingegen die Langsamflugeigenschaften, ein Strömungsabriss tritt nun bei zu stark gezogenem Höhenruder und geringer Fahrt auf. Das mag sicherlich an der Gesamtkonzeption des symmetrischen Profils liegen, dass sich von der dicksten Stelle im ersten Fünftel (!) nach hinten in einer geraden Linie verjüngt (das Profil stammt ursprünglich von dem Flügel des Simprop-Baukastens einer EA 230, die vor ca. 20 Jahren angeboten wurde).
Gut ein Jahr lang hatte ich den Stiddle Mick nun erfolgreich im Einsatz als der Flieger vor kurzem im Flug unerwartet Geräusche wie von einem MG-Feuer von sich gab. Die Höhenruderwirkung ließ bei der sofort eingeleiteten Landung spürbar nach, sodass der Bodenkontakt etwas einseitig erfolgte und die Flügelbefestigung seitlich aus dem Rumpf riss, der Flügel selbst blieb unbeschädigt. Meine bereits aufgeschreckten Fliegerkollegen, die hinter der Geräuschkulisse feindliche Angriffsabsichten vermuteten, konnte ich rasch wieder von meiner friedlichen Einstellung überzeugen: Auf dem rechten Höhenleitwerk flatterte die Folie mit dem Karomuster. Das alles war nun auch für mich einmal Glück im Unglück, denn der Rumpf trug keine größeren Beschädigungen davon. Ich konnte Zuhause das heraus geschobene Teil wieder zurück drücken und neu verkleben, der gelösten Folie rückte ich mit dem heißen Bügeleisen zu Leibe.
Eine Woche später gab ich wieder beherzt Gas, kaum abgehoben, donnerte erneut das MG-Feuer los. Wieder landete ich sofort ein und wieder eckte beim Aufsetzen eine Flügelspitze an. Die Folgen waren die gleichen wie zuvor, nur diesmal konnte ich keine gelöste Folie finden. Ungefähr zeitgleich zeigte mein Baby (siehe Beitrag „Nervenkitzel mit dem Baby“ in diesem Monat) eine ähnliche wenn auch leisere Geräuschkulisse. Die Schrauben der Motorbefestigung hatten sich gelöst, sodass der rappelnde Motor als Ursache gefunden werden konnte. Zwar konnte ich am Stiddle Mick die Schrauben der Motorbefestigung etwas nachziehen und mit Klebstoff sichern, der Motor saß trotz allem noch fest. Ich hegte daher meine Zweifel, ob mit dem Nachziehen tatsächlich die Ursache gefunden worden war. Selbst nach mehrmaliger Kontrolle aller Ruder erwiesen sich auch diese als unverändert stabil.
Tatsächlich setzte das Knattern wieder ein, kaum dass sich der Flieger bei nächster Gelegenheit in der Luft befand. Gedrosselte niedrige Vorbeiflüge zeigten kein Ruderflattern, daran konnte es also endgültig nicht liegen. Also erneute Landung. Einem Fliegerkollegen fiel es dann zuerst auf, als ich den Stiddle Mick zurücktrug, die Bügelfolie am linken Flügel hatte sich im Überlappungsbereich der Nasenleiste gelöst. Wie sich bei genauerer Betrachtung herausstellte, über die gesamte Länge. Zuvor muss sich die Folie also nach der Landung wieder selbst angelegt haben, sodass die Ablösung unerkannt blieb. Inzwischen hatte das ständige Rattern wohl die Folie so weit verbogen und teilweise auch eingerissen, dass das flache Anlegen nicht mehr funktionierte. Für einen zweiten Flug half mir der Fliegerkollege mit Tesafilm aus, mit dem ich die gelöste Folie provisorisch wieder fixieren konnte und siehe da, der Stiddle Mick flog wie gewohnt auf ruhigen Schwingen durch die Luft. Seit dem Nachbügeln ist nun erneut Ruhe eingekehrt. Was die Suche nach der Ursache erschwert hat, war, dass das Rappeln nur während des Fluges auftrat, nicht jedoch bei einem Testlauf am Boden.
Ich habe daraus jedenfalls die Lehre gezogen, regelmäßig die Stoßkanten der Bügelfolie zu kontrollieren und rechtzeitig wieder anzubügeln.



Dienstag, 1. November 2011

Nervenkitzel mit dem Baby

So süß kleine Babys auch sind, so können sie ihre Eltern ganzschön auf Trab halten. Und oftmals kosten sie auch Nerven, wenn sie ausgerechnet während der Tiefschlafphase von Mama und Papa Hunger bekommen und dies lauthals kundtun.
All dies habe ich Gott sei Dank bereits zweimal hinter mir, dennoch suche ich nach wie vor gerne in meinem Hobby nach dem Nervenkitzel, der mich manchmal auch Nerven kostet, wie mein neuestes „Baby“. Die Geschichte der fliegenden Babys reicht zurück bis in das Geburtsjahr meines Sohnes Julian 1999. Während meine Frau damals im Krankenhaus lag, verbrachte ich die Abende Zuhause damit, aus Resten einen kleinen Flieger zu bauen. Eine Rippenfläche mit einem 9% symmetrischem Profil und 80 cm Spannweite fand sich zwischen anderen Einzelteilen, ein Kastenrumpf und ein Brettchenleitwerk waren schnell dazu passend gebaut. Ein 0,8 ccm Cox-Babe Bee Motor, der schon damals mindestens zwanzig Jahre alt war, sollte den kleinen Flieger antreiben. Leider existieren von diesem Prototyp keine Fotos mehr, er ist auch im Sommer 1999 nur ein einziges Mal geflogen, weil es damals meinem Vater und mir nicht gelang, den Motor zu einem zweiten Flug zu überreden, sein Alter machte ihm sichtlich zu schaffen, er hatte sein letztes gegeben. Besonders hübsch oder leicht war dies Baby genauso wenig, wenn auch noch keine Missgeburt, sodass ich beschloss, einen optisch gefälligeren Nachfolger in die Welt zu setzen. Allerdings ließ ich mir damit fast sechs Jahre Zeit. Als Motorisierung setzte ich einen ebenfalls alten und leistungsstärkeren 0,8 ccm Cox Tee Dee ein, den ich auf einem Motorträger aus Sperrholz an den Rumpf setzte. Als Tank entfremdete ich eine kleine Filmdose, in der damals noch die Farbfilme der Kameras verkauft wurden. Zwar lief der Motor, doch zeigte das Sperrholzbrett, auf dem er befestigt war, einen Riss, der eine sichere Befestigung in Frage stellte. Zudem führten mich die Kontakte zu meinem österreichischen Modellbaukollegen Hias immer mehr in Richtung Elektroflug. Zufälligerweise fand sich in seinem Bastelraum ein Robbe BL 2824-26 Motor mit einem passenden Roxxy 18 A-Regler, den er nicht mehr benötigte. Für € 30,00 wechselte das Antriebsset daraufhin seinen Eigentümer. Doch ließ die Geburt fast weitere zwei Jahre auf sich warten.
Die Flügel waren in Rippenbauweise mit einem Clark-Y Profil versehen, die Verzierungen stammten von einer Folie, die aus einem Autozubehör kam. Wie bei seinem Vorgänger, beließ ich die Spannweite unverändert. Dieses Baby hielt mich ganz schön auf Trab, denn die geringe Größe verlangte nach einem raumsparenden Flugstil, um die Fluglage stets richtig erkennen zu können und besonders langsam bewegte sich der Sprössling auch nicht. So hätten wir beide sicherlich eine lange Zeit miteinander verbringen können, wenn der Höhenruderausschlag nicht zu groß gewesen wäre. Bei einem Landeanflug zog ich zu stark und ohne Vorwarnung schmierte das Baby aus ca. 2 Meter Höhe ab. Der Aufprall verlief leider sehr einseitig und somit unglücklich (wie sollte es auch anders sein, schließlich bin ich ja nicht „Sven Glückspilz“, siehe entsprechenden Beitrag im August!). Der Hauptholm brach und machte damit den Flügel unbrauchbar. Meine Frau half mir dabei, neue Flügel aus Styropor zu schneiden. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und tauschte das tragende Profil gegen ein Dunham aus, das sich bereits bei schnelleren Modellen bewährt hatte. Gleichzeitig verlängerte ich die Rumpfspitze, um einen größeren Akku von vorn unter den Flügel schieben zu können.
Der Schwerpunkt sollte laut dem Programm winlaengs bei 78 bis 88 mm gemessen von der Flügelvorderkante liegen. Als guter Demokrat wählte ich genau die Mitte zwischen den beiden Werten. Das passte sehr gut mit der Lage des Akkus direkt unter dem Flügel. Den Leerraum von 14 cm nach vorne füllte ich mit einem Stück Styropor, der gleichzeitig das Verrutschen des Akkus verhindert. Da mir leider keine violette Bügelfolie mehr zur Verfügung stand, nahm ich gelbe, die ohnehin von Weitem besser zu sehen ist. Weil eine zu glatte Oberfläche gerade bei kleinen Modellen schlecht für die Langsamflugeigenschaften ist, klebte ich zwei Streifen schwarzen Klebebandes auf den Flügel. So entstehen zwei kleine Stolperkanten, von deren Verwirbelungen ich mir die gewünschten Verbesserungen versprach.


Viel Zeit zum Ausprobieren blieb mir allerdings wenig, denn gleich nach dem Handstart nahm das Baby sofort Kurs Richtung Boden auf, doch damit nicht genug, neigte es zum Wegdrehen nach links. Also reduzierte ich auf Halbgas und trimmte leicht rechts dagegen. Nun gehorchte der Kleine zumindest in dieser Richtung. Die Kopflastigkeit hingegen war derart groß, dass bei jedem Loslassen des Höhenruders sofort der senkrechte Sturzflug begann, mir blieb gar keine Zeit, die Trimmung zu verstellen. Bei der nächsten Kurve zog ich dann abermals etwas zu heftig, wieder riss die Strömung ohne Vorwarnung ab und aus ca. 3 Metern Höhe suchte das Baby drehend den kürzesten Weg zum Boden.
Dank der geringen Masse brach nur der Motor von der Rumpfspitze ab. Das sah schlimmer aus, als es war, außerdem ließ der kurze Flug hoffen, doch noch einen erziehungsfähigen Nachwuchs zu bekommen. Zwei Bastelabende später deutete nichts mehr auf den Absturz hin. Allerdings verkürzte ich die Rumpfspitze um einen Zentimeter und brachte im Rumpfende fünf Gramm Bleikugeln unter. Das Startgewicht lag nun bei exakt 519 Gramm. Mit diesen beiden Maßnahmen sollte der Schwerpunkt weit genug nach hinten verlegt sein, rein rechnerisch lag er nun knapp hinter dem berechneten Neutralpunkt, was aus Stabilitätsgründen eigentlich nicht möglich sein kann. Offensichtlich sind hier die Grenzen des Berechnungsprogramms erreicht, das bei so geringen Abmessungen zu ungenauen Ergebnissen kommt.
Wegen der harten Wirkung des Höhenruders reduzierte ich dessen Weg außerdem auf 60%.
Gut eine Woche später folgte der zweite Versuch. Auf dem Weg zum Flugplatz stellte ich fest, dass ich den Fotoapparat vergessen hatte, das konnte nur ein gutes Zeichen sein!
Nach dem Wurf von Stefan zog der Motor sofort durch und diesmal lag das Baby sicher wie in der Wiege und satt in der Luft. Zwar musste ich noch einen Zahn rechts und zwei Höhe nachtrimmen, doch dann folgte der kleine Racker meinen Anweisungen, die erzieherischen Maßnahmen hatten gefruchtet. Die Geschwindigkeit kommt zwar nicht an meinen Funjet heran, trotz allem verlangt das Baby ganze Aufmerksamkeit, denn es reagiert schnell auf Turbulenzen. Auf Höhenruder antwortet der Kleine zwar immer noch recht giftig aber erträglich, das Querruder kommt etwas langsam. Nach ein paar Gewöhnungsrunden leitete ich die Landung ein, selbst hier erwartete mich keine bösen Überraschungen, die Langsamflugeigenschaften ließen fast eine Punktlandung vor den Füssen zu.
Nachdem sich meine Nerven wieder beruhigt hatten und dem Baby ein neues Saftfläschchen gegeben war, startete ich zum zweiten Mal. Die Uhr hatte ich auf vier Minuten Flugzeug eingestellt. Diesmal ging der Flug ganz locker von der Hand. Wenn nur alle Kinder so folgsam wären!
Beim Nachfüllen der Akkus stellte ich fest, dass die Kapazität von 1800 mAh für gute 12 Minuten Flugzeit reichen würden, der Spaß und der Nervenkitzel sind also lang anhaltend garantiert. Da wegen des Platzmangels im Rumpf keine größere Steuerscheibe auf das Servo passte, „vergrößerte“ ich die Wirkung des Querruders durch einen negativen Exponentialwert von 30%.
Bei den nächsten Versuchen stellte ich gleich eine Flugzeit von 8 Minuten ein, die noch immer genügend Reserven lässt. Das Querruder werde ich allerdings in der nächsten Wintersaison vergrößern müssen, nach wie vor ist dessen Wirkung als bestenfalls mäßig zu bewerten. Das Ein- und Ausleiten der Kurven ist durch die negative Expoeinstellung zwar dynamischer geworden, wegen des unverändert geringen Maximalausschlages bleibt die Rollrate weiterhin zu gering.
Dennoch macht das Jagen von Maulwürfen mit dem Baby richtig Spaß. Gerade tiefe Flüge sind seine Spezialität.