Freitag, 23. September 2011

FPV mit erstaunlichen neuen Möglichkeiten!

Merkwürdige Gestalten bevölkern langsam unsere Modellflugplätze. Sie treten grundsätzlich paarweise auf. Wenn Sie den Platz betreten, erscheinen sie zunächst nicht weiter auffällig zu sein. Merkwürdig ist allerdings, dass sie nur ein Modell mitbringen, meist eines der langsameren Sorte wie z. B. einen motorisierten Segler oder Nurflügler. Und dabei zeigt sich gleich die erste Besonderheit: im vorderen Flugzeugbereich prangt eine kleine Kamera mit Blick in Flugrichtung.
Je weiter die Flugvorbereitungen vonstatten gehen, umso seltsamer mutet das Gespann an. Einer der beiden, derjenige der den Sender trägt, scheint unter psychischen Störungen im Kontakt mit seinen Mitmenschen ähnlich dem Autismus zu leiden, denn er setzt sich eine Brille auf, die ihm jeglichen Blick auf die Kollegen versperrt. Doch damit nicht genug, streift er sich häufiger selbst ohne Rücksicht auf sommerliche Temperaturen zusätzlich während des Fliegens eine Decke über. Sein Mitstreiter hält in der Hand eine kleine Scheibe, von der ein Kabel die Verbindung zu einem Laptop schafft. Wie beim Zielen zum Abschuss folgt er mit diesem Gerät dem fliegenden Modell.
Sind diese Gestalten auf der Suche nach Kontakt zu Außerirdischen?
Nein, wie ich recherchiert habe, lautet das Zauberwort „FPV“, oder ausgeschrieben in Neuhochdeutsch „Först Peilet Vischn“. Und deren Anhänger sind genauso normal wie jeder andere, der unserem Hobby nachgeht. FPV ist der letzte Schrei, bedeutet aber ganz einfach, das Flugmodell ähnlich einem richtigen Piloten durch die Sicht der Kamera zu steuern und gleichzeitig den grandiosen Ausblick zu genießen.
Wie nicht anders zu erwarten und generell bei neuen Techniken üblich, beweist auch diese Bezeichnung, wie arm unsere deutsche Sprache an Vokabular ist. Wieder einmal müssen wir auf den englischen Wortschatz zurückgreifen. Deshalb gehören auch die Anhänger dieses Entwicklungszweiges wie selbstverständlich zur „FPV Komjunitie“.
Unglaublich, wie viele Anglizismen und Denglisch inzwischen das Deutsche überschwemmen. Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir zu der Erkenntnis gelangen: Die deutsche Sprache ist für eine anspruchsvolle Kommunikation völlig ungeeignet!
Das soll aber nicht zum heutigen Thema gehören, denn es geht ja eigentlich um FPV und deren erstaunlichen neuen Möglichkeiten. In einer namhaften Modellfliegerzeitschrift verfolge ich seit mehreren Monaten die entsprechenden Artikel. Resümierend scheint sich diese Technik aktuell noch in den Kinderschuhen zu bewegen; wie wurde es so treffend ausgedrückt: „Bis zum plack änd pley ist es noch ein weiter Weg.“, Eigeninitiative und Kreativität zeichnen nach wie vor erfolgreiche Konzepte aus.
Während ich mich in dieses Thema in der aktuellsten Ausgabe vertiefe, fällt mir plötzlich folgender Satz auf: „Ein Gehäuse ist sogar bis 60 Meter wasserdicht.“ Sofort schlage ich die Titelseite des Heftes auf. Tatsächlich, es handelt sich eindeutig um eine Modellfliegerzeitung. Ich bin beruhigt, denn ich befürchtete bereits einen Fehlgriff beim Kauf und fälschlicherweise ein U-Boote-Heft in den Händen zu halten.
Ich lese also noch einmal: „Ein Gehäuse ist sogar bis 60 Meter wasserdicht.“ Also doch kein Druckfehler. Offensichtlich werden hier ganz neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Mit Spannung erwarte ich nun die nächste Ausgabe, in der ich wohl die ersten Bilder unterhalb der Wasseroberfläche mit einem Rumpfbug im Vordergrund auf der Jagd nach Fischen bestaunen darf.

P. S.: Ich weiß, meine Zeichenkünste sind miserabel. Daher suche ich dringend jemanden, der mir das abnimmt. Bitte melden unter delfis@web.de!

Mittwoch, 14. September 2011

"Wie hoch fliegt der denn?", Teil 2

Die Zuschauerfrage „Wie hoch fliegt der denn?“ scheint doch sehr weit verbreitet zu sein. Davon betroffen sind offensichtlich nicht nur wir Flächenflieger, sondern auch Piloten von Modellhubschraubern selbst im Ausland.
Von unserem südlichen Nachbarn aus Österreich erhielt ich folgenden Erklärungsversuch, den mir freundlicherweise Marcus vom MFC Munde e. V. schickte, und den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

„Soweit das Auge reicht. Piloten mit Adleraugen können höher fliegen. Bei Piloten mit einem faden Auge sollten die Maulwürfe allerdings einen Helm tragen.“

Ihr kennt noch bessere Antworten oder Fragen und Kommentare von Zuschauern, die die Lachmuskeln arg strapazieren? Dann schreibt mir an:

quax_tf@yahoo.de         betrifft: „Zuschauer“

Wir wollen doch alle gerne lachen, also her damit J!

Dienstag, 6. September 2011

Von saugend eingebauten Flächenverbindern und anderen Merkwürdigkeiten

Wenn ich in Modellbauzeitschriften Erfahrungsberichte über auf dem Markt angebotene Baukastenmodelle mit mehr oder weniger hohem Vorfertigungsgrad lese, stoße ich immer wieder auf Kuriositäten.
Schauen wir uns doch einmal die links und rechts  eingefügten Bilder an, was stellen sie dar?
Keine Ahnung?
Merkwürdig, denn das ist doch ganz einfach, es handelt sich um zwei Beispiele des so weit verbreiteten halbsymmetrischen Profils!
Man mag es gar nicht glauben, wie oft eines dieser Profile nach wie vor zum Einsatz kommt. Gleichgültig, ob ich in meine ältesten FMT´s aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts schaue oder in aktuelle Modellbauzeitschriften, immer wieder stoße ich auf diese spezielle Spezies.
Erstaunlich für mich, dass man damit problemlos Flugmodelle zum Fliegen bringen kann. Irgendwie fehlt mir das Vertrauen, meinen Fliegern ein solches Flügelprofil zu verpassen. Die von mir verwendeten sehen alle anders aus, vor allem fehlt ihnen der typische Knick. Manch eine meiner Eigenkonstruktionen weigerte sich, brauchbare Flugeigenschaften zu zeigen. Lag es vielleicht an meiner falschen Profilwahl? Versuchen wir doch, diese Frage einmal logisch zu klären:

Angenommen, wir würden eine Eigenkonstruktion mit dem halbsymmetrischen Profil vom linken Typ ausstatten. Wäre der Knick an der Unterseite, könnte das bei ausreichender Motorisierung sogar funktionieren (mit genügend Antriebskraft lässt sich ja bekanntermaßen fast alles zum Fliegen bringen). Die dem Flügel nachfolgende Wirbelschleppe würde aber wahrscheinlich den Flugbetrieb für Stunden lahmlegen, wollte man andere Modelle nicht unnötig gefährden.
Wie sieht es mit dem Typ rechts aus? Die Bremswirkung durch den Knick wäre gewiss noch größer als beim linken Typ, die Wirbelschleppe noch kräftiger und überzeugend genug, jeden erforderlichen Auftrieb im Keim zu ersticken. Wahrscheinlich hätten wir es eher mit einem futuristischen „Fluto“ (Flugzeugauto), das weder besonders schnell fahren noch überhaupt fliegen kann, zu tun.
Das interessante an der Geschichte ist, dass offensichtlich jeder ein halbsymmetrisches Profil kennt, es aber noch keiner wirklich gesehen hat. Wo liegt also der Hund begraben?
Gibt es denn eine „Halbsymmetrie“? Wohl eher nicht, trotzdem hat sich dieser Begriff in den allgemeinen Fliegersprachgebrauch für Profile eingeschlichen, deren Unterseitenwölbung geringer ausfällt als die der Oberseite. Und die Tatsache, dass es diesen Begriff bereits sehr lange gibt, wird uns wohl auch zukünftig damit konfrontieren. Ich hoffe nur, dass niemand auf die Idee kommt, eines der dargestellten halbsymmetrischen Profile tatsächlich auszuprobieren, oder dass irgendwann einmal „halbschwangere“ Frauen unsere Welt bevölkern.

Wer aufmerksam Modellbauzeitschriften liest, wird aber noch auf weitere Eigentümlichkeiten stoßen: Da ist häufiger die Rede von Servos oder Verbindern von Tragflächen, die „saugend“ in die Halterungen passen.
Wenn ich das lese, rieselt es mir eiskalt den Rücken hinunter. Dann fürchte ich, gibt es doch den „horror vacui“, den Schrecken vor der Leere. Zur Auffrischung unserer Allgemeinbildung:

Die Annahme, dass es keine Leere geben kann, geht auf den griechischen Philosophen Aristoteles (384-322 v. Chr.) zurück. Erst der Erfinder der Luftpumpe, Otto von Guericke, konnte 1654 mit den Magdeburger Halbkugeln anschaulich nachweisen, dass evakuierte Gefäße durch den äußeren Luftdruck aneinander gedrückt werden.

Dieses Experiment ist unglücklicherweise schon über 350 Jahre alt. Was hat sich in dieser Zeit alles verändert? Und wie enorm schnell erst verändert sich unsere Zeit? Die Beobachtungen über saugend passende Servos oder Flügelverbinder könnten ein erstes Indiz dafür sein, dass Aristoteles wohl doch unrecht hatte:
Die Leere breitet sich in unserer Welt aus und wir Modellbauer gehören offenbar zu den ersten Opfern. Wir gehören damit zu einer stark gefährdeten Gruppe und sollten also auf der Hut sein, um nicht eines Tages selbst in ein Loch hineingesogen zu werden!

Freitag, 2. September 2011

Vom richtigen Servoeinbau

Solange ich mich zurückerinnern kann, war es für mich klar, wie Servos auf dem Untergrund verschraubt werden: Gummitülle zwischen die seitlichen Flansche des Servogehäuses eingedrückt, Messinghohlniete mit dem umgefalzten Ende von oben in die Gummitülle eingesteckt und das Servo auf dem Brett angeschraubt. So habe ich es von meinem Vater übernommen, den selbst ein modellbauerischer Perfektionismus auszeichnete, der mir sein Wissen so weitergegeben hat. Die Falz auf der Hohlniete dient dazu, den Druck des Schraubenkopfes aufzunehmen, damit das Gummi nicht zu weit eingedrückt wird. Ich kann mich auch nicht erinnern, es jemals anders gehört oder gesehen zu haben. Etliche Servos fanden nach dieser Methode ihren Halt in ungezählten Flugmodellen. Niemals musste ich eine solche Verbindung nachziehen oder konnte sie als Ursache für einen Absturz lokalisieren.
So weit so gut. Wahrscheinlich wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, es anders zu machen, noch wäre meine Ideologie ins Wanken geraten, wenn ich nicht beim Stöbern in einem Modellfliegerforum kürzlich auf einen Beitrag gestoßen wäre, der sich genau mit dieser Thematik beschäftigt, nämlich in welcher Richtung die Hohlniete in das Gummi einzuschieben sei, von oben oder von unten? Sage und schreibe drei ganze Seiten füllt das Thema und wird seit 2004 bis Ende August dieses Jahres nunmehr sieben Jahre lang weiter diskutiert. Dazu werden die Beiträge der Teilnehmer garniert mit anschaulichen Fotos, begleitet von Grafiken namhafter Modellbaufirmen und nicht zuletzt abgerundet von einer kleinen Filmproduktion.
Und was da nicht so alles im Leben eines befestigten Servos passieren kann, da würde sich beim Einbau der Hohlniete mit dem scharfen Ende nach unten diese durch die Vibrationen in den Untergrund ziehen und die Schraube mit dem Servo lockern. Um was für eine Art von Motorisierung muss es sich hierbei eigentlich handeln, wenn so etwas passieren soll? Fliegt dieser Kollege vielleicht nur Luftschrauben mit einem Blatt?
Ein anderer Beiträger will von verdrehten Gummis gehört haben, die nach dieser Methode von der eingedrehten Schraube produziert wurden. Dass sich das Gummi derart verdreht, kann ich mir eigentlich nur dann vorstellen, wenn die Schraube kurz vor dem Eindrehen mit Sekundenkleber präpariert wurde.
Wie ein gleichgesinnter Kollege bemerkt, spielt offensichtlich die zielgerichtete Dämpfung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Dieser Mann sollte anstatt Flugmodellbau zu betreiben vorrangig vielleicht in die Politik gehen, denn das rhetorische Gespür scheint ihm gegeben zu sein, Sachverhalte anzusprechen, ohne diesen einen wirklichen Sinn zu verleihen.
Nachdem sich über die Jahre die Partei der Hohlnieten-von-unten-Vertreter zunehmend durchgesetzt hat, führt dann eine zitierte Herstellerempfehlung, Servos gänzlich ohne Gummis zu befestigen, nochmals zu einem weiteren vorerst letzten Höhepunkt.

Oh, mein Gott!! Sind das die Probleme, die die Welt der Flugmodellbauer bewegen? Sicherlich können kleine Ursachen große Wirkungen nach sich ziehen, davon wird wohl jeder langjährige Mitstreiter ein Lied singen können. Aber hängen Wohl oder Wehe unseres Hobbys davon ab, ob eine Hohlniete mit der Falz nach oben oder unten eingesetzt wird?
Habe ich mehr als dreißig Jahre einfach nur Glück gehabt? Sollte ich mich lieber der Fraktion der Hohlnieten-von-unten-Vertreter zuschlagen?
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass allein die Bezeichnung geköpfte, äh, Entschuldigung, „gekröpfte“ muss es natürlich heißen, also die gekröpfte Hohlniete ein Synonym für diese gesamte Diskussion ist. Ich werde nach wie vor diese Dinger mit der gekröpften Seite nach oben einbauen, genauso wie es die Hohlnieten von der anderen Seite tun, die sicherlich das gleiche von mir denken.