Freitag, 13. Januar 2012

Hangflug, ein ganz besonderes Erlebnis!

Das norddeutsche Land (keinesfalls jedoch der Intellekt seiner Bewohner!) ist so flach, dass die Einheimischen es treffend so beschreiben: „Montags kann man bereits sehen, wer sonntags zu Besuch kommt.“ Die höchsten Erhebungen hier sind die Autobahnbrücken, die über Eisenbahntrassen oder Flüsse führen. Nie kam mir daher auch nur die Idee zum Hangfliegen. Ich kannte es allenfalls aus Erzählungen, bis mir im Sommer 2006 mein österreichischer Fliegerkollege Hias vorschlug, den Arcus von robbe zu kaufen, um damit das Hangfliegen auszuprobieren. Als Fast-Fertig-Flieger war die Schaumwaffel schnell gebaut. Erste Flugversuche unternahmen wir auf dem Flugplatz der Aviators in Obdach. Dazu hatte Hias unter die Rumpfspitze meines Arcus ein Stück Klettband geklebt. Das Gegenstück hing am Ende des Seils, das er an seinem Schleppmodell befestigt hatte. So lernte ich zunächst den Schleppflug kennen, den ich bis dahin zwar schon gesehen, aber mangels eines Segelflugzeugs ebenso wenig selbst ausprobiert hatte. Meine anfänglichen Bedenken, ob ich das wohl schaffen könnte, parierte Hias mit den Worten: „Flieg mir einfach hinterher und mache das, was ich auch mache! Wenn wir hoch genug sind, drossle ich und du reißt den Arcus einfach nach oben!“
Ich tat, wie mir geheißen, und siehe da, es funktionierte!
Ein paar Tage später stand Hias vor der Tür und rief: „Pack den Arcus ein, wir fahren auf den Berg!“ Dort angekommen, genoss ich zunächst die herrliche Aussicht über das Obdacher Land. Ringsum von Bergen eingefasst, lag der Ort inmitten einer längs gezogenen Ebene. Strahlender Sonnenschein lachte uns genauso entgegen wie der Wind, der aus dem Tal gleichmäßig herauf blies. Wir standen auf einer großen Wiese, ungefähr zweihundert Meter unter uns wuchs dichter Wald.
Hias nahm den Arcus und meinte: „Ich werfe den jetzt dort hinunter und du fliegst einfach.“
„Wenn der aber da unten im Wald landet, holst du ihn wieder!“, entgegnete ich ungläubig.
„Ah, geh, das wird nicht passieren, da kommst du hinter.“ Und schon war mein Segler in der Luft. Tatsächlich, statt Kurs nach unten zu nehmen, trug der aufsteigende Wind den Arcus mit sich wie in einem Fahrstuhl. Nach ein paar Runden kam noch Thermik hinzu, sodass ich Mühe hatte, die ständigen Steigflüge mit entsprechenden Kapriolen wieder abzubauen.
„Das ist richtig geil, dass das funktioniert und so einfach ist, hätte ich nie gedacht!“, entfleuchte es mir voller Begeisterung.
„Siehst du“, antwortete Hias, der inzwischen seinen eigenen Segler auf die gleiche Weise in die Luft verfrachtet hatte, „du kannst mir ruhig glauben.“
Die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge, noch immer zeigte der Arcus keine Anstalten, freiwillig wieder Richtung Erde zurückzukehren. Das wäre bei dem herrlichen Wetter wohl auch noch eine Weile so weitergegangen, wenn, ja wenn nach gut einer dreiviertel Stunde mein Sender nicht angefangen hätte zu piepsen. Der Ladungszustand des Akkus lag in seinen letzten Zügen, zum ersten Mal in meiner Fliegerkarriere musste ich wegen eines leeren Senderakkus landen. Viel Zeit zum Überlegen hatte ich nicht mehr. Quer zum Hang flog ich an, drückte den Arcus fast mit Gewalt, um ein erneutes Steigen zu verhindern und brachte ihn schließlich heil auf die Wiese. Kurze Zeit später landete Hias ebenfalls ein und brachte mich wieder zurück.
„Danke Hias, das war eine super Idee von Dir. Ich hoffe, dass wir das bald wiederholen können!“ Mit diesen Worten verabschiedete ich mich für diesen gelungenen Flugtag.

2 Kommentare:

  1. Hey toll! Das würde ich auch gerne mal ausprobieren. Werde mal überlegen, ob mir ein Urlaub im Bergland nicht auch gefallen würde... Dies ist ein Kommentar aus dem platten OM-Land unweit vom Saterland.

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    1. Hallo Thorsten,

      es freut mich, wenn ich bei uns Flachlandtirolern Nachwuchs für den Hangflug werben konnte. Ich hoffe, Du berichtest den Lesern und mir dann mal von Deinen Erfahrungen!
      Holm- und Rippenbruch
      Thomas

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