Karkatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de |
Nachdem ich das
Fliegen erlernt hatte, reizte es mich recht bald, Flugmodelle nach eigenen
Vorstellungen zu entwerfen und zu bauen. Dabei wählte ich als Prinzip jedoch
nicht „Versuch und Irrtum“. Das wäre die teuerste Variante geworden, die damals
weder mein Geldbeutel noch meine Zeit hergegeben hätten. Stattdessen investierte
ich in ein Buch über die Konstruktion, das bis heute in meinem Besitz ist.
Selbst wenn die darin dargestellte Technik nach aktuellem Standard als steinzeitlich
betrachtet werden muss, so gelten doch die aerodynamischen Grundlagen bis heute
unverändert. Deshalb gebe ich diese Lektüre gerne an Interessierte weiter.
Ergänzt durch langjährige Erfahrungen, die ich mir zusätzlich von
Fliegerkollegen zu eigen machte, wurde nicht nur mein Geldbeutel geschont, denn
die frustrierenden Rückschläge hielten sich in Grenzen. Das Wichtigste aber
ist, dass ich noch immer von diesem Wissen zehre. So entstanden und entstehen zum
Teil interessante Konstruktionen, die sich vom Alltag der Fertigmodelle absetzen.
Das ist Modellbau, wie er richtig Spaß macht!
Leider eignen sich viele Modellflieger durch den
Preisverfall und die reichlich auf dem Markt zu findenden Fertigangebote nur
noch selten das nötige Grundwissen an. Bereits bei kleineren Problemen ist dann
meist Holland in Not. Wohl dem, der sich in solch einer Situation auf den
Erfahrungsschatz von Kollegen stützt. Das ist nicht unbedingt
selbstverständlich, denn es gibt auch Beratungsresistente, die sich ihre Hilfe
lieber aus zweifelhaften Quellen zu holen versuchen, weil ihm das naheliegende
Wissen offensichtlich gleichgültig erscheint: Wofür brauche ich Ratschläge? Ich
ärgere mich lieber ständig weiter. Ich nenne das „Lernen durch Schmerzen“, wer
es aber braucht, bitte:
Im letzten Jahr brachte ein langjähriger Fliegerkollege
einen Doppeldecker auf den Platz. Stolz präsentierte er seine neueste
Errungenschaft, die er günstig auf einem Trödelmarkt erstanden hatte. Der Preis
klang zunächst wirklich verlockend, wenn der Kollege nicht über ständige
Schwierigkeiten beim Fliegen berichtet hätte. Beim näheren Hinsehen musste ich allerdings
unwillkürlich an den Film denken „Geschenkt ist noch zu teuer“, in dem ein
junges Ehepaar ein außergewöhnlich hübsches Haus gekauft hatte, das sich jedoch
ganz schnell als abrissreifes Objekt herausstellte. Schon auf den ersten Blick
fiel der Verzug in den Flügeln auf. Ja, das wäre ihm auch schon aufgefallen, aber
zum Ausgleich gibt es ja die Trimmung.
OK, aber warum hat er nicht bereits vorher hingeschaut, ein
Spottpreis wird ja nicht ohne Grund gewählt?
Im weiteren Gesprächsverlauf entbrannte dann eine Diskussion
über die richtigen Anstellwinkel von Flügeln und Leitwerk, in dessen Verlauf er
wirklich bemerkenswerte Ansichten äußerte: Besonders problematisch würde es ja
werden, wenn er den Motorsturz veränderte. Wo überhaupt ist eigentlich die
Rumpfmittellinie? Die verändert sich doch mit dem Motorsturz. So wäre es doch
niemals möglich, die richtigen Anstellwinkel zu finden oder gar einzustellen.
Je länger das Gespräch dauerte, umso heftiger erschien mir
seine Gegenwehr. Als er schließlich seine zusätzlichen Forumserfahrungen
einbrachte, strich ich die Segel: Dort hätte er dazu bei zwei Anfragen drei
Meinungen gehört. Klar, Aerodynamik fußt ja auch nicht auf den
nachvollziehbaren Regeln der Physik sondern auf den individuellen Ansichten Einzelner.
Mit einem Schmunzeln schaue ich dem Kollegen noch heute zu,
wie er sich wieder und wieder über diesen widerspenstigen Doppeldecker ärgert.
Ich nenne das wie gesagt „Lernen durch Schmerzen“, bei ihm scheint die
Schmerzgrenze allerdings sehr hoch zu liegen.
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