Freitag, 10. Juli 2015

Frässervice

Liebe Fliegerkollegen!

Ich weiß, es gibt sie noch, die echten Modellbauer, so wie mich selbst. Als Service biete ich für Gleichgesinnte das Fräsen von kompletten Rippen- oder Spantensätzen nach Euren Vorstellungen an. Hier zwei Beispiele:

Frästeilesatz für einen Ellipsenflügel
Der Ellipsenflügel im Aufbau
Der Ellipsenflügel kurz vor dem Bespannen

Rumpfaufbau aus Frästeilesatz

Seitenansicht mit Flügel

Ansicht von vorn


Die Frästeile werden gegen Vorkasse versandt. Ich freue mich auf Eure Anfragen unter quax_tf@yahoo.de !

Sonntag, 1. Februar 2015

Wunsch und Wirklichkeit


Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de


Ich liege an einem weißen Strand der Karibik, das leise Rauschen der Wellen wirkt so herrlich entspannend. Die Palmen spenden einen angenehmen Schatten vor der Sonne, die mit gemeinsam mit ein paar Wolken am blauen Himmel die Idylle abrundet. Das ist wahres Leben. Meine Gedanken schweifen ab, voller Dankbarkeit denke ich an Diejenigen, die mir das ermöglicht haben: Die Modellbauindustrie!
Nachdem der erste Testbericht eigentlich nur aus Spaß an der Freud veröffentlicht war, wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes der Hobbyraum eingelaufen. Vertreter verschiedener Firmen präsentierten mir ihre Neuerscheinungen, zeigten sich ungeheuer spendabel. Das Geld für das erforderliche Zubehör fehlt Ihnen momentan? Kein Problem, wir legen sicherheitshalber noch ein paar Teile extra hinzu. Ihre Werkstatt könnte neu eingerichtet werden? Bitte schicken Sie uns eine komplette Liste all dessen, was sie brauchen. Ihnen fehlt die Zeit zum Bauen? Sie bekommen einen persönlichen Referenten, der Ihnen das abnimmt und notfalls auch die richtigen Formulierungen für den Testbericht findet, damit die Produkte immer positiv dargestellt werden. Sie sehen abgespannt aus, vielleicht sollten sie einmal einen längeren Urlaub machen. Wie wär´s in der Karibik?
All die Neider aus den Foren, die sich die Mäuler darüber zerreißen, wie Testberichte entstehen, haben ja gar keine Ahnung! Es ist ja alles noch viel besser! Ganz zu schweigen von den unvorstellbaren Honoraren, die ich neuerdings vom Verlag für die Testberichte erhalte. Sich einen Porsche leisten zu können, heißt üblicherweise, man hat finanziell den Durchbruch geschafft. Ich habe selbstverständlich gleich zwei davon, denn meine Frau brauchte ohne Frage einen eigenen. Wir wohnen übrigens jetzt in einer Villa, natürlich schuldenfrei. Das erst vor ein paar Jahren neu gebaute Haus erschien mir ohnehin immer zu klein. Und wenn mir danach ist, dann lasse ich halt fliegen auf dem eigens im Garten angelegten Flugplatz. Man ist ja immer bescheiden und gönnt sich ja sonst nichts. Über Geld spricht man nicht, das hat man!
Nach all dem Stress liege ich nun hier im Paradies, die Vertreter der Modellbauindustrie haben ja ein so feines Gespür dafür, was ein derart geplagter Flugmodellbauer am dringendsten benötigt. Und deshalb genieße ich die Früchte meiner ach so schweren Arbeit in vollen Zügen.
Mir wurde sogar eigens eine Dame zur persönlichen Unterhaltung zugeteilt. Gerade bringt sie mir leicht bekleidet einen Cuba Libre. Sie wurde angehalten, mir jeden Wunsch zu erfüllen. Und wenn ich es mir so recht überlege, ich hätte da gerade einen…
„Wann gedenkt der Herr denn endlich die Wohnung  zu saugen?“
Ich schrecke jäh auf. Äh, wie jetzt? Was ist das denn?
„Sitzt du schon wieder vor dem Computer und bist nur am Schreiben? Nie hilfst Du mir im Haushalt, immer muss ich hier alles alleine machen.“
„Schatz, ich habe noch einen Kolumnenbeitrag zu schreiben, zwei Minuten, dann bin ich fertig!“
„Zwei Minuten? Das sagst du mir jedes Mal. Entweder hockst du stundenlang in deiner Bastelbude und baust irgendwelches Spielzeug zusammen, das sowieso nicht funktioniert und nur viel Geld kostet oder du drückst dir deine fünf Buchstaben vor dem Computer platt. Los jetzt, bewege dich, ich möchte heute mal früher Feierabend von der ganzen Hausarbeit haben.“
„Ja, ich komme ja schon!“
Beim Schreiben lässt die Phantasie die Welt um mich herum versinken. Der Ruf der Realität trifft mich dann doppelt hart. Und außerdem sollte ich mal wieder einen Testbericht schreiben. In der Modellbaukasse ist glücklicherweise noch etwas Geld. Vielleicht schaffe ich es ja nach der Hausarbeit, neue Produkte zu finden, die nicht gerade ein Anderer auch testen will und dabei von der Karibik träumt.

Montag, 5. Januar 2015

Mal eben schnell...


Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de

Man sollte nie versuchen, das Schicksal zu überlisten. Das zieht meist unangenehme Konsequenzen nach sich. So erging es mir, als ich „mal eben schnell“ zwei Servos wechseln wollte.
Das Glück hatte sich diesmal von seiner wohlwollenden Seite gezeigt: Ein Querruderservo an meinem Segler war vor dem Start in Endstellung gelaufen. Am nächsten Tag ergab sich eine Gelegenheit zum Austausch. Statt eines Servos nahm ich mir vor, sicherheitshalber gleich beide zu wechseln. Die alten Servos abkneifen, die neuen Anlöten, nichts Besonderes, länger als eine halbe Stunde sollte das nicht dauern dürfen. Gesagt getan. Nach dem Abkneifen legte ich einen Flügel beiseite, lötete das Servo am anderen an, Funktionstest: Erste Sahne, alles OK! Ich griff wieder zum ersten Flügel und wunderte mich, wo die Kabel geblieben waren. Beim Weglegen war mir gar nicht aufgefallen, dass sich der Stecker verhakt und damit das Kabel herausgezogen hatte. Mithilfe einer Leiste brachte ich die Leitungen mühsam wieder an ihren Bestimmungsort. Der Funktionstest des zweiten angelöteten Servos verlief jedenfalls genauso erfolgreich wie beim ersten. Nun die Servos an die Abdeckplatte geklebt. Doch was war das: obwohl sie der gleichen Leistungsgröße entstammten wie ihre Vorgänger, passten weder die Aussparungen in der Abdeckplatte noch im Flügel, Nacharbeiten war also angesagt. Schließlich konnten die Servos ungehindert arbeiten und ließen sich in den Schacht einpassen.
Es ist eine merkwürdige Angewohnheit kleiner Bauteile, dass schon nach kurzer Zeit genau eines plötzlich wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Diese Erfahrung musste ich nun wieder einmal machen, als ich die Deckel anschrauben wollte. Von den acht Schrauben fand ich selbstverständlich nur sieben. Es wäre ein Leichtes gewesen, die hinterhältige Schraube zu ersetzen, aber man hat ja seinen Stolz. Also suchte ich zunächst den Boden in meiner unmittelbaren Nähe ab, erfolglos. Als Nächstes räumte ich den Tisch auf. Und tatsächlich, das kleine Teufelchen war unter die Kneifzange gerollt. Ich nutzte die Gelegenheit, um alles unnötige Werkzeug vom Tisch wegzuräumen. Inzwischen war bereits deutlich mehr als eine halbe Stunde ins Land gegangen, meine Laune sank.
Doch die nächste Überraschung wartete bereits:  auch ein Anlenkungsdraht erwies sich plötzlich als deutlich zu kurz. Ein Blick auf das Gewinde und die Gabelköpfe führte mir schmerzhaft vor Augen, dass ich nicht in der Lage war, den Draht einfach gegen einen längeren auszutauschen, das Gewinde aus fernöstlicher Produktion konnte ich nicht nachschneiden. Also fertigte ich eine gänzlich neue Anlenkung mit einem Gabelkopf aus Metall. In mir begann es zu brodeln. Natürlich war diese Anlenkung etwas schwerer als die originale auf der anderen Seite. Bei einem Hebelarm von etwas mehr als einem Meter macht sich so ein kleiner Masseunterschied bei einem so leichten Flugmodell bereits bemerkbar.
„Kommst Du essen?“, ertönte unerwartet die Stimme meiner Frau.
„Bin gleich da“, gab ich etwas unwirsch zurück. Ein großer Fehler, denn so etwas lässt keine Frau auf sich sitzen.
„Wenn dich der Sch… so ärgert, warum machst du ihn dann?“, musste ich mir beim Essen anhören.
„Wenn dir das Essen anbrennt, gibst du das Kochen ja auch nicht gleich auf!“, konterte ich und hätte mir im nächsten Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. Es gibt Situationen, in denen man als Mann gegenüber seiner Frau besser nicht auf sein Recht pocht, in entsprechend eisigem Klima nahmen wir das Essen weiter ein. Oh je, das wird mich einen ordentlichen Blumenstrauß kosten, dachte ich, und das alles nur, weil ich mal eben schnell zwei Servos austauschen wollte. Das Schicksal lässt sich einfach nicht überlisten, stattdessen schlägt es erbarmungslos zurück.