Von
meiner fantasielosen Gattin zum Aufräumen meines Saustalls – mein Bastelkeller
- verdammt, konnte ich eine nahezu unversehrte EPP Fläche eines wegen
Rumpfbruch abgestürzten Parkflyers mit einer Spannweite von 80 cm vorfinden. Die
optimal abgeschrägten Endleisten des ehemaligen Günstigfliegers brachten mich
eigentlich auf die Idee und das Thema ‚Nurflügler‘ hatte ich vor Jahren
eigentlich unbefriedigend abgehakt. Parallel zu den Endleisten ein V-Zusammenschnitt
und mit Sekundenkleber waren die Flächen gleich wieder vereint. Ein wunderbarer
Werkstoff dieses eingefärbte EPP. Unter dem Oberbegriff Polystyrol sind diverse
Schäume auch für den Modellbau sehr gut zu gebrauchen. Ein moderner Werkstoff
für ein modernes Hobby. Natürlich belächelt und verspottet von jenen
Modellbauern, die sich mit ihren übergewichtigen Holzdingern gerade noch über
Wasser halten können. Diese ‚echten Kerle‘ bedienen sich natürlich ungeniert
dieses modernen Werkstoffes, Flächen aus Styropor, etc., werden zwar genial herausgeschnitten und dann
– o Schreck – mit Balsa oder Abachi beplankt. Statt Leim verwenden diese
Doppelmoralisten neuerdings auch probate Schaumkleber und ziehen gleichzeitig
über Schaumkonstrukteure her, welche sich unterschiedlicher Materialien
bedienen, um ein ausgewogenes Fluggerät zu schaffen.
Zurück
zum Nurflügler: Permanentes Schönwetter, die Bastelstube verlege ich fern vom
Saustall gleich nach oben.
Nochmals:
Die Flächenenden waren schön abgeschrägt
und parallel dazu schneide ich sie mit einem V zusammen.
Die
Seitenflossen auf steiferes Papier gezeichnet, mit dieser Schablone ein
Übertrag auf 6 mm Depron und Schnitt. Beim Schaufoto nur angelegt, denn die
Flossen werden zum Schluss angeklebt.
Depron
und Styrodur reagieren auf Sekundenkleber mit Schrumpfungen und deshalb vorher
immer Probekleben auf Abfallstücke. Im Bild rechts habe ich die ehemaligen
Ruderpalten mit
V-förmige
Zusammenschnitte von Depron verschlossen. Links, an Ober- und Unterseite, ehemals als
Verstärkung eingeklebte CFK-Stängelchen. Rechts dann die Größen der neuen Ruder
mal vorläufig markiert.
Die
Motorgondel säge ich aus einem Styrodurblock heraus, schleife es zu recht und
mit einem passenden Bohrer - geht locker
mit der Hand – mache ich entsprechende Löcher in die Gondel. Das sind gekürzte
Lutschstäbchen (Cola/Lemon vom Aldi/Hofer) Die Stäbchen mit Messer mehrmals
einkerben und dann mit PU-Kleber als Dübel für die Ǿ 3 mm Schrauben einkleben.
Rechts:
Nach entsprechender Trockenzeit drehe ich die Schrauben rein und überprüfe, ob
die Dübel auch richtig sitzen.
Links
unten: CFK-Flachstäbe klebe ich in der Fläche als Verstärkungen von den Servos
zu den Ruderarmen ein. Bei derartigen ‚Operationen‘ ist eine dickere Injektionsnadel
auf dem Fläschchen sehr dienlich. Der Kleber kann dann schön dosiert eingebracht
werden. Mit Hitzebehandlung (z.B. Minilötlampe – auf Bild) oder Aceton kann die
Nadel wieder gereinigt werden. UHU Por –
Klebe dann im Depron Bereich. Rechts
unten: Zuschliff der neuen Ruderschräge, ausnahmsweise auf der Flächenseite.
Bild
links: CFK-Flachstäbe auf die Fläche und die Ruder mit Sekundenkleber; mit
Stahllineal anpressen und zuwarten. Ich verwende selten einen Aktivatorspray.
Das jeweilige Material soll den Sekundenkleber aufnehmen und nicht ‚schockgeklebt‘
werden. Auf Bild auch eine meiner Universalfeilen. 150er Schleifpapier mit
UHU-Por auf Holzstück aufgeklebt. Wenn stumpf, eine Nacht ins Wasser legen und
kann dann abgezogen werden. Achtung auch: UHU-Por ist wasserlöslich
Dieses
EPP war ziemlich grobporig. Trotz scharfer Klinge wären die Kanäle für die
Servokabeln ein Murks geworden. Lötkolben mit flacher Spitze, ein paar
Probeschmelzungen und mit Stahllineal wurden die Kanäle dann sehr sauber
geschmolzen.
Mit
win-laengs - danke Thomas - habe ich bei einer Bezugsfläche von 17,5 dm² einen
Schwerpunkt von etwa 11 cm ermittelt. Die Komponenten entsprechend aufgelegt
und die Ausnehmungen herausgearbeitet.
Etwas
Sturz schon auf die Motorgondel geschliffen, schraube ich den kleinen
Außenläufer auf die Gondel. Schon eine wunderbare Sache, diese E-Motörchen. Nach
Probeschmelzen auf unterschiedlichen Materialien schmelze ich auch in der
Motorgondel einen Kanal für die Motorverkabelung. Die Gondel samt Motor und
Schraube klebe ich mit UHU-Por auf die Fläche.
Motörchen
wieder runter. Die Seitenflossen und Motorgondel koloriere ich mit
wasserverdünnbaren Lacken; so ein dunkles Graugrün mische ich mit blauer,
gelber und schwarzer Farbe zusammen. Nur immer ein paar Tropfen Farben mit
Wasser und Pinsel abmischen. Mit einem
Schwämmchen und tupfenden Bewegungen auf die Teile auftragen und trocknen
lassen.
Der
Flugkörper hat ein Gewicht von 91 Gramm, die gesamten Komponenten 194 Gramm,
div. Zubehör und 22 Gramm Ballast vorne.
Gesamt
nun
329
Gramm. Verwende einen relativ hochdrehenden Außenläufer mit 1650 kv, 25
Ampere-Regler, mit einer 3s 1000 mAh. Schraube ist eine 7*3,5 und die
Geräuschkulisse – so meine Nachbarin – entspräche der eines remmelnden Katers.
Entzückend – mal was Neues. Die Komponenten habe ich der Schwerpunktlage
entsprechend unten eingebaut. Das TF auf den Seitenflossen steht nicht für
Thomas Fischer, sondern für TermitenFrei.
Erststarts
sind eigentlich besch…. und genauso sieht es auch aus. Es war wieder einmal
dämmrig, die Bilder habe ich aufhellen müssen. Wegen der Heckschraube schmeiße ich den Nuri
wie ein Tablette hoch und volle Kanne. Kein erwartetes Ausbrechen oder sonst
was. Bin perplex, das Teil geht wie auf Schienen dahin und ich werde auch
gleich frecher. Was kann man mit dem Teil überhaupt machen …
Sehr
enge Kurven möglich, bei ½ Halbgas und Neutralstellung der Ruder fliegt das
Ding erstaunlich geradeaus. Rollen sind
nicht so berühmt und vergebens will ich mit dem linken Knüppel – fliege Mode 2
– manchmal Seitenruder dazugeben. Landen überhaupt kein Problem.
Trotz
einer steiferen 7*4 SF-Schraube noch immer das Gejaule eines liebestollen
Katers. Die Nachbarn haben sich mittlerweile daran gewöhnt und ich habe meine
Gaudi dabei.
Bis
auf die Klebstoffe und ein paar CFK-Stängelchen hat mich das Teil nichts
gekostet. Es war eine reine ‚Resteverwertung‘ bzw. wurden die funktionierenden
Komponenten aus anderen ‚Wracks’ geborgen.
Nuri
TF
Spannweite:
70 cm
Flächeninhalt: 17,5 dm²
Gesamtmasse: 329 Gramm (inkl. 22 Gramm Ballast
vorne)
Flächenbelastung:
18,8 Gramm per dm²
Ruderausschläge: +/- 12 mm