Wenn ich mir so die Testberichte von
Flugmodellen durchlese, werde ich manchmal richtig neidisch. Nein, nicht, weil
ich selbst auch testen möchte, das tue ich ja bereits, sondern wegen des
überwiegend reibungslosen Zusammenbaus, den andere erleben. Das sieht bei mir
fast immer ganz anders aus, wenn ich ein solches Modell auf den Basteltisch
bekomme. Zwar baue ich sehr gerne, doch manchmal wundert mich die zunehmende
Zahl meiner grauen Haar nicht mehr. Hier ein kleiner tagebuchartiger Auszug aus
dem, was mir so beim Zusammenbau einer Zweimotorigen widerfahren ist:
Tag 1: Ich bin begeistert! Fertig lackierte
Komponenten strahlen mich sauber verarbeitet aus dem Karton an. Erste Fotos
werden gemacht. In spätestens zwei Wochen dürfte die Maschine flugfertig vor
mir stehen.
Tag 2: Der Einbau der beiden Motoren steht
an. In den großen Motorgondeln sollte das kein Problem sein. Aber wie bekomme
ich denn die Einschlagmuttern von hinten in den Motorspant? Die Finger sind zu
dick, Kröpfzange und Pinzette versagen ebenfalls. Letztlich klebe ich mir die
Einschlagmuttern auf den Finger und bringe sie durch die kleine Öffnung im
Motorspant von vorn an die richtige Stelle.
Tag 3: Die Motorträger sind angebracht, nun
sollen die Bowdenzüge für Choke und Drossel folgen. Dummerweise sitzt der
Originaltank immer im Weg. Nach mehreren vergeblichen Versuchen tausche ich den
Tank gegen eine kleinere Version aus.
Tag 4: Zündung samt Akku, Einziehfahrwerk mit
Rad und die Servos brauchen auch ihren Platz und dann ist da noch das
Flächensteckrohr, das quer durch die Gondel verläuft. Wie klein plötzlich so
eine Gondel werden kann! Mein bester Freund wird meine Fräse, mit der ich mir
Platz schaffe.
Tag 7: Alles hat doch noch seinen Platz
gefunden, nun noch die Klappen zum Verschließen anbringen. Ist inzwischen sehr
eng und die M2-Muttern greifen nicht. Kein Wunder, das Gewinde fehlt und muss
erst nachgeschnitten werden. Wie dumm von mir, ist ja auch ein Baukasten!
Funktionstest nach der Montage: sie schließen nicht richtig, Spannungen in den
Klappen verhindern das. Langsam macht sich immer mehr Ernüchterung breit.
Tag 9: Mithilfe eines zusätzlichen Drahtes
lasse ich die Klappen vom einfahrenden Rad einziehen. Freude kommt wieder auf,
nachdem es funktioniert.
Tag 11: Nach den Erfahrungen mit der ersten
Gondel geht die Bestückung der zweiten deutlich schneller voran. Leider fehlen
einige M2-Schrauben und Muttern, dafür kann ich mir mit den zahlreichen
Unterlegscheiben eine Halskette bestücken, ist ja auch mal ganz nett.
Tag 15: Für die Verbindung aller 10 Servos im
Flügel mit dem Empfänger stehen etliche Lötarbeiten an.
Tag 18: Wo sind die von so vielen
angesprochenen vorbereiteten Schnüre, mit denen man die Servokabel durch
unzugängliche Stellen ziehen kann? Wohl hier vergessen worden, muss mir wieder
selbst was einfallen lassen.
Tag 20: Die beiden Stellringe zur Befestigung
des Heckrades sind unbrauchbar, die Madenschrauben drehen durch, muss nun neue
bestellen. Dummerweise sind die Löcher für die Anlenkung des Rades im Rumpf
werksseitig zugeklebt worden. Nur mühsam kann ich mit dem längsten Fräser in
dem engen Rumpf einen Durchlass fräsen.
Tag 22: Die Verstärkung des Spornraddrahtes
passt nicht, entgegen den Angaben im Plan ist nämlich eine Dämpfungsfeder
vorhanden, über die sich die Verstärkung nicht schieben lässt. Oh wie schön ist
Eigeninitiative!
Tag 27: Die Anlenkungsbohrung eines
Höhenruderblattes ist ausgeschlagen, eine Verstärkung muss her.
Tag 29: Beim Aufsetzen des Leitwerkes auf dem
Rumpf stelle ich fest, dass die Aufnahme des Höhenruderservos zu breit ist und
nicht in den Rumpf passt. Wer plant so etwas?
Tag 31: Zur Anlenkung der Landeklappen fehlen
die nötigen Kleinteile, glücklicherweise werde ich in meinem jahrelang
zusammengeklaubten Vorrat fündig.
…
Über mangelnde Forderung meiner Phantasie und
handwerklichen Fähigkeiten kann ich mich jedenfalls nicht beklagen. Aber so ein
Modell so problemlos zum Fliegen zu bringen wie die anderen, wäre zur
Abwechslung ja auch mal ganz schön!
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