Die startbereite Me 262 von ready2fly! |
Das Original
Ende 1937 erhielt Professor Willy Messerschmidt erstmals
Informationen über Turbo-Luftstrahltriebwerke. Nach einer Besprechung mit dem
Reichsluftfahrtministerium (RLM) beauftragte er ab Oktober 1938 seine
Projektabteilung, unterschiedliche Studien für Strahlflugzeuge auszuarbeiten.
Daraus resultierte Ende des Jahres ein formeller Auftrag des RLM für einen
Strahljäger mit den Verwendungszwecken als schnelles Jagdflugzeug und
Heimatschützer gegen Luftziele.
Bei den Studien zeigte sich sehr schnell, dass hier aerodynamisches
Neuland betreten werden würde, da aufgrund der Annäherung der
Fluggeschwindigkeit an die Schallgeschwindigkeit bisherige Konstruktions-Maßstäbe
nicht mehr anwendbar waren. Niemand wusste, in welchem Maße und ab welcher
Fluggeschwindigkeit sich der bekannte Anstieg des Luftwiderstandes mit
zunehmender Geschwindigkeit entwickelte, geschweige denn, welche Auswirkungen
das auf das Flugzeug haben würde.
Nach verschiedenen Ansätzen reichte Willy Messerschmitt
schließlich am 07.06.1939 den Entwurf eines Tiefdeckers mit zwei unter den
Flügeln montierten Triebwerken bei der RLM ein und erhielt dafür eine erste
Typbezeichnung „P 1065“.
Wegen Entwicklungsproblemen, die zu Lieferschwierigkeiten
führten, setzte Professor Messerschmitt zunächst für Testzwecke einen
Kolbenmotor Jumo 210 G mit 535 kW Leistung als Frontantrieb ein, sodass die P
1065 V1 für den Erstflug vorbereitet werden konnte. Erstmals im Februar 1941
erhielt daraufhin die Maschine offiziell vom RLM die Bezeichnung „Me 262“. Fritz
Wendel stellte beim Erstflug am18.04.1941 befriedigende Flugleistungen fest.
Doch bis zum ersten Testflug mit den Strahltriebwerken
verging noch mehr als ein Jahr, die Antriebe waren noch sehr unzuverlässig,
sodass Fritz Wendel die entsprechend ausgerüstete Me 262 V3 mit zwei Jumo 004 erst
am 18.07.1942 in Leipheim testen konnte. Zwar brachte der Start wegen des
Zweibeinfahrwerkes Probleme, die in der Folge eine Umrüstung auf ein
Dreibeinfahrwerk unumgänglich machten, der Flug hingegen selbst begeisterte den
Testpiloten und später auch die Piloten der Truppe. Bei den Weiterentwicklungen
konnten Fluggeschwindigkeiten bis zu 850 km/h erreicht werden, was mehr als 200
km/h über den Werten gegnerischer Flugzeuge lag. Trotz dieses Vorteiles
verlangte Hitler zunächst einen Einsatz der Me 262 als Schnellbomber, wodurch
weitere Umrüstungen erforderlich wurden.
Zahlreiche Schwierigkeiten begleiteten die Produktion der Me
262, so wurden im Februar und August die Werke 1944 in Augsburg und Regenburg
zerstört, dennoch konnten bis Kriegsende 1945 insgesamt 1433 Maschinen
hergestellt werden. Davon wurden jedoch bereits 500 am Boden durch Angriffe
wieder zerstört.
Am Kriegsverlauf hätte die Me 262 nichts mehr ändern können,
dennoch ist an dem Tatbestand nicht zu rütteln, dass Willy Messerschmitt mit
diesem Typ das schnellste und leistungsfähigste Jagdflugzeug des zweiten
Weltkrieges geschaffen hat (Quelle: Wolfgang Wagner, Die ersten Strahlflugzeuge
der Welt, Bernard&Graefe Verlag Koblenz, 1989).
Das Modell
Seit den Anfängen meiner Modellfliegerkarriere reizte es
mich, eine Me 262 zu bauen und zu fliegen. Doch vor mehr als dreißig Jahren
fehlten die technischen Möglichkeiten, dieses Modell ohne gravierende optische
Einbußen beim Antrieb in die Luft zu bringen. So verwarf ich lange diese Idee,
bis ich beim Stöbern im Internet Ende 2012 dann bei der Firma ready2fly
zunächst die Vorankündigung des aus Schaum aufgebauten Modells mit zwei
Elektroimpellern im Angebot fand.
Die Spannweite von 1,50 m entsprach genau meinen
Vorstellungen, sodass es in meinen Fingern wieder zu kribbeln begann, die
Leidenschaft erwachte erneut. Leider musste ich mich noch mehrere Monate weiter
in Geduld üben, bis schließlich das von der Firma Freewing hergestellte Modell
lieferbar war.
Die gut verpackten Teile des Montagkastens |
Gegen äußere Beschädigungen sehr gut geschützt, brachte mir
die Post ein beachtliches Paket, in dem sich die Teile der Me 262
(Flügelhälften, Rumpf, Seiten- und Höhenleitwerk, wenige Kleinteile) befanden.
Bereits auf den ersten Blick zeigten die Oberflächen eine sehr hohe Güte, die
ich bislang bei Schaummodelle so nicht gesehen hatte. Das Modell ist fertig
lackiert und mit zahlreichen Aufklebern versehen. Bei dem Original muss es sich
wohl um einen multikulturellen Lizenznachbau gehandelt haben, zumindest deuten
manche Beschriftungen darauf hin (kleiner Scherz am Rande!).
Die teilweise sehr eigenartigen Beschriftungen |
Vollständig mit Servos und einem Einziehfahrwerk bestückt,
sind nur wenige Montagearbeiten bis zur Fertigstellung des Modells
erforderlich. Die sehr ausführliche Bauanleitung mit Baustufenfotos ist zwar in
Englisch gehalten, lässt aber dennoch keine Fragen offen. Der richtigen
Einstellung der Schwerpunktlage wurde eine ganze Seite mit einer klaren
Darstellung gewidmet.
Das beigefügte Zubehör |
Zur Fertigstellung zusätzlich erforderlich sind der
Antriebsakku, empfohlen wird ein 6s-Lipo mit 3.700 mAh Kapazität, und ein
Empfänger.
Ein großes Lob möchte ich an dieser Stelle dem Service der
Firma ready2fly aussprechen. Kurz nachdem der Baukasten geliefert wurde,
erhielt ich unaufgefordert per Email eine Mitteilung über die Lösung eines
Problems mit den Reglern. Offensichtlich ist es beim Hersteller in einzelnen
Fällen zu durchgebrannten Reglern gekommen, weil beide mit einem BEC
ausgestattet waren. Man erklärte mir, wie ich das auch bei meiner Maschine
austesten könnte. Tatsächlich waren beide Regler an meiner Me 262 so
konfektioniert, sodass ich dem Rat folgte, und die Plusleitung eines Reglers auf
der Empfängerseite unterbrach.
Bei der Kontrolle der Ruderausschläge stellte sich heraus,
dass das rechte Querruderservo in einer Richtung nicht neutralisierte. Auch
hier reagierte ready2fly sofort und schickte mir gleich zwei Ersatzservos.
Die stabile Lagerung der Einziehfahrwerke |
Beim Anschließen der Servokabel stellte ich ein fehlendes
Y-Kabel zur Ansteuerung des Einziehfahrwerkes fest, das ich durch ein eigenes
ergänzte.
Das Einziehfahrwerk aus Aluminium selbst ist übrigens in
stabilen Kunststoffböcken zur besseren Krafteinleitung und –verteilung verschraubt.
Leider zeigte sich auch bei diesem Modell ein
grundsätzliches Manko bei der Kabelführung: Um den Flügel vom Rumpf zu trennen,
müssen nahezu alle Stecker vom Empfänger gezogen werden. Hinzu kommt, dass der
Flügel statt mit Gewindeschrauben durch vier Holzschrauben in entsprechende
Kunststoffröhrchen im Rumpf verschraubt wird. Diese Art der Verschraubung ist
zudem völlig ungeeignet für häufiges Lösen und Anziehen. Ohne großen Aufwand
hätte man die Lagerböcke etwas dicker auslegen und mit einem Gewinde versehen
können, um den Flügel mit Kunststoffschrauben zu befestigen.
Allein schon aus Platzgründen ist es sinnvoller, ein
zerlegtes Modell transportieren und lagern zu können. Hier wäre die Lösung über
ein geeignetes Stecker-/Buchsen-system deutlich praktischer, sodass mit dem
Lösen einer Verbindung eine schnellere Zerlegung des Modells ermöglicht wird.
Mit einem entsprechend zweckentfremdeten RS 232-Stecker aus dem Computerbereich
hatte ich bei einem meiner Großmodelle, das zudem von einem Benzinmotor
angetrieben wird, bislang nie Probleme. Und so ein Benzinmotor wird gewiss
erheblich mehr Vibrationen erzeugen als zwei Elektromotoren.
Das Unterbrechen einer Plusleitung zu einem der Regler |
Entgegen den Vorgaben am Y-Kabel der Stromversorgung lötete
ich die akkuseitigen Anschlüsse so um, dass eine Verpolung ausgeschlossen sein
würde.
Was der Baubeschreibung letztlich fehlt, sind Angaben zu den
Ruderausschlägen. Beim Seiten- sowie Höhenruder folgte ich den auf den Fotos
bei genauem Hinsehen erkennbaren Einhängungen der Gestänge. Das funktionierte
beim Seitenruder, nicht aber für den Ausschlag des Höhenruders. Er war so groß,
dass sogar das Ruderhorn abgebogen wurde. Erst nach dem Einhängen in das dritte
Loch von außen am Servohorn reduzierte sich der Weg weit genug. Das gelöste Ruderhorn
sicherte ich wieder mit PU-Kleber.
Die Anlenkung der Landeklappen. Gut sichtbar ein Scharnier |
Querruder und Landeklappen sind bereits angeschlossen, beim
Austesten der Ruderwege musste ich jedoch Veränderungen vornehmen. Die
Querruder klappten im Vollausschlag mit fast 90 Grad aus, das dürfte selbst für
ein 3-D-Modell deutlich zu viel sein. Ich hängte die Anlenkung servoseitig ins
vierte Loch von außen und ruderseitig ganz nach außen. Umgekehrt musste ich bei
den Landeklappen vorgehen, dort ist die Anlenkung am Servo nun ganz außen und
am Ruder im mittleren Loch eingehängt. Insgesamt steuerte jedes
Landeklappenservo zwei Landeklappen an, die äußere Klappe direkt und die innere
über einen Umlenkhebel. Merkwürdigerweise schlug die rechte innere Klappe
deutlich geringer aus als ihr Gegenpart. Erst durch die Anlenkung in einer
neuen Bohrung am Ruderhorn zwischen der innersten und der zweiten Bohrung
stellte sich ein Gleichlauf ein.
Geht man es gemütlich an, ist die Me 262 spätestens nach
einer Stunde Montagezeit flugfertig.
Bereits beim ersten Testlauf mit einem 3s-Lipo schaufelten
die beiden Impeller ordentlich Luft nach hinten hinaus. Das deutete auf eine
satte Antriebsauslegung hin, die auch auf dem Flugvideo der Me 262 auf der
Homepage von ready2fly überzeugend bewundert werden kann.
Für den ersten Testflug verwendete ich zunächst zwei vorhandene
in Reihe geschaltete 3s-Lipos mit 3.300 mAh Kapazität und 28 C. Nachdem ich
diese in der vorgesehenen Halterung ganz nach vorn geschoben hatte, passte der
Schwerpunkt. Zur Steuerung kam der Spektrum AR 8000-Empfänger zum Einsatz.
Die Waage zeigte eine Masse von 3.013 Gramm, laut Angaben in
der Beschreibung hätten es nur 2.900 sein sollen. Damit ergab sich eine
Flächenbelastung jenseits von 100 g/qdm. Ein sehr hoher Wert für ein Modell
dieser Größe.
Die Flugerprobung
Leider verzögerte das Wetter lange den Erstflug, fast drei
Monate musste ich auf eine günstige Gelegenheit warten.
Beherzt schob ich den Gashebel nach vorn und die Me 262 beschleunigte
auf der Graspiste sehr gut. Mit einer geringen Seitenruderkorrektur nach links
zog sie gerade weg. Ein kurzes Ziehen am Höhenruder nach ca. 50 Meter ließ sie
dann Abheben. Obwohl der Wind etwas böig war, lag der Flieger trotz der hohen
Flächenbelastung erstaunlich ruhig in der Luft und folgte der Steuerung sehr
ausgewogen. Nach einem kräftigen Linkstrimm flog die Me 262 dann gerade und ich
fuhr das Fahrwerk ein. Das Flugbild untermalt von der turbinenähnlichen
Geräuschkulisse begeisterte mich sofort. Da allerdings das Frontfahrwerk nicht
eingefahren war, leitete ich sicherheitshalber die Landung ein. Problemlos
baute die Maschine die Höhe ab neigte aber bei abnehmender Geschwindigkeit mehr
zum Vergleich mit dem Segelverhalten eines Backsteines. Fahrt ist also für die
Me 262 das A und O, hier verlangt die hohe Flächenbelastung dann doch ihren
Tribut.
Die Steckverbindung zum vorderen Einziehfahrwerk hatte sich
gelöst und das Einziehen verhindert. Die Akkus waren stark aufgequollen und
sehr heiß. Offensichtlich sind 28 C für beide Motoren zu wenig. Ich bestellte
daher vier 3.600 mAh 3s Lipos mit 35 C nach. Wieder musste ich mich mit
dem Wetter mehrere Wochen gedulden.
Die Me 262 im Flug, ein echter Hingucker! |
Bei den folgenden Flügeln testete ich auch die Wirkung der
zweistufig einstellbaren Spreizklappen. In beiden Stellungen muss Höhenruder
gezogen werden, weil die Me 262 die Nase nach unten nimmt. Ich mischte
deshalb 5% Höhenruder zur Mittel- und 15% Höhenruder dem Vollausschlag hinzu.
Damit lag das Modell nun wie ein Brett in der Luft. Der Vollausschlag reduzierte
die Landegeschwindigkeit deutlich und sollte immer zur Landung verwendet
werden.
Damit erwiesen sich alle eingestellten Servowege als
ausreichend wirkungsvoll.
Die Me 262 ist sehr gut motorisiert, geht durch Rollen fast
wie am Schnürchen, eignet sich sogar für Kunstflug und reizt wegen ihres
ausgefallen Flugbildes besonders zum niedrigen Fegen über den Flugplatz.
Wenn der Spaß am größten ist, soll man aufhören, so ist je
nach Flugstil eine Flugzeit von fünf bis sechs Minuten möglich.
Das Flugbild begeisterte mich jedes Mal aufs Neue und die
dazu passende Geräuschkulisse rundet das gelungene Modell ab. Mein Jugendtraum
ging damit dann doch noch in Erfüllung. Die Me 262 von ready2fly ist ein Muss
für jeden Fan!
Fotos: Selina Fischer
Technische Daten Modell:
·
Spannweite: 1500mm
·
Gesamtlänge: 1280mm
·
Motor: 2x
2849-2300KV Power Brushless Motor
·
Regler: 2x 55A Regler
·
Fernsteuerung: Dx 7s,
Empfänger: Spektrum AR 8000
·
Akku: 2*Lipo
3s 3.600 mAh, 35 C
·
Startmasse: 3.013 Gramm
Technische
Daten Original:
·
Spannweite:
12,65 m
·
Länge:
10,60 m
·
Triebwerk:
2* Jumo 004 B
·
Startmasse:
6.697 kg
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