Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de |
Man sollte nie versuchen, das Schicksal zu überlisten. Das
zieht meist unangenehme Konsequenzen nach sich. So erging es mir, als ich „mal
eben schnell“ zwei Servos wechseln wollte.
Das Glück hatte sich diesmal von seiner wohlwollenden Seite
gezeigt: Ein Querruderservo an meinem Segler war vor dem Start in Endstellung
gelaufen. Am nächsten Tag ergab sich eine Gelegenheit zum Austausch. Statt
eines Servos nahm ich mir vor, sicherheitshalber gleich beide zu wechseln. Die
alten Servos abkneifen, die neuen Anlöten, nichts Besonderes, länger als eine
halbe Stunde sollte das nicht dauern dürfen. Gesagt getan. Nach dem Abkneifen
legte ich einen Flügel beiseite, lötete das Servo am anderen an, Funktionstest:
Erste Sahne, alles OK! Ich griff wieder zum ersten Flügel und wunderte mich, wo
die Kabel geblieben waren. Beim Weglegen war mir gar nicht aufgefallen, dass
sich der Stecker verhakt und damit das Kabel herausgezogen hatte. Mithilfe
einer Leiste brachte ich die Leitungen mühsam wieder an ihren Bestimmungsort.
Der Funktionstest des zweiten angelöteten Servos verlief jedenfalls genauso
erfolgreich wie beim ersten. Nun die Servos an die Abdeckplatte geklebt. Doch
was war das: obwohl sie der gleichen Leistungsgröße entstammten wie ihre
Vorgänger, passten weder die Aussparungen in der Abdeckplatte noch im Flügel,
Nacharbeiten war also angesagt. Schließlich konnten die Servos ungehindert
arbeiten und ließen sich in den Schacht einpassen.
Es ist eine merkwürdige Angewohnheit kleiner Bauteile, dass
schon nach kurzer Zeit genau eines plötzlich wie vom Erdboden verschluckt zu
sein scheint. Diese Erfahrung musste ich nun wieder einmal machen, als ich die
Deckel anschrauben wollte. Von den acht Schrauben fand ich selbstverständlich nur
sieben. Es wäre ein Leichtes gewesen, die hinterhältige Schraube zu ersetzen,
aber man hat ja seinen Stolz. Also suchte ich zunächst den Boden in meiner
unmittelbaren Nähe ab, erfolglos. Als Nächstes räumte ich den Tisch auf. Und
tatsächlich, das kleine Teufelchen war unter die Kneifzange gerollt. Ich nutzte
die Gelegenheit, um alles unnötige Werkzeug vom Tisch wegzuräumen. Inzwischen
war bereits deutlich mehr als eine halbe Stunde ins Land gegangen, meine Laune
sank.
Doch die nächste Überraschung wartete bereits: auch ein Anlenkungsdraht erwies sich
plötzlich als deutlich zu kurz. Ein Blick auf das Gewinde und die Gabelköpfe
führte mir schmerzhaft vor Augen, dass ich nicht in der Lage war, den Draht
einfach gegen einen längeren auszutauschen, das Gewinde aus fernöstlicher
Produktion konnte ich nicht nachschneiden. Also fertigte ich eine gänzlich neue
Anlenkung mit einem Gabelkopf aus Metall. In mir begann es zu brodeln.
Natürlich war diese Anlenkung etwas schwerer als die originale auf der anderen
Seite. Bei einem Hebelarm von etwas mehr als einem Meter macht sich so ein
kleiner Masseunterschied bei einem so leichten Flugmodell bereits bemerkbar.
„Kommst Du essen?“, ertönte unerwartet die Stimme meiner
Frau.
„Bin gleich da“, gab ich etwas unwirsch zurück. Ein großer
Fehler, denn so etwas lässt keine Frau auf sich sitzen.
„Wenn dich der Sch… so ärgert, warum machst du ihn dann?“,
musste ich mir beim Essen anhören.
„Wenn dir das Essen anbrennt, gibst du das Kochen ja auch
nicht gleich auf!“, konterte ich und hätte mir im nächsten Moment am liebsten
auf die Zunge gebissen. Es gibt Situationen, in denen man als Mann gegenüber
seiner Frau besser nicht auf sein Recht pocht, in entsprechend eisigem Klima
nahmen wir das Essen weiter ein. Oh je, das wird mich einen ordentlichen
Blumenstrauß kosten, dachte ich, und das alles nur, weil ich mal eben schnell
zwei Servos austauschen wollte. Das Schicksal lässt sich einfach nicht
überlisten, stattdessen schlägt es erbarmungslos zurück.
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