Karikatur von Klaus Heilmann, www.kunstmalstudio.de |
…der kann was erleben! Genauso erging es uns, als wir erstmals
der Einladung meines österreichischen Fliegerkollegen folgten, der meine Frau,
meine Tochter und mich für eine Woche zu sich nach Hause eingeladen hatte. Wir wollten
Erholung finden zudem auch unserem gemeinsamen Hobby frönen.
Nach einer fast dreizehnstündigen Fahrt, die von einer
Zwischenübernachtung unterbrochen war, trafen wir in dem abgelegenen
malerischen Ort in einem idyllischen Tal ein und wurden freudig begrüßt. Das
lauteste Geräusch, das wir im Laufe der kommenden Woche wahrnehmen sollten, war
das gelegentliche entfernte Brüllen vereinzelter Rinder auf ihren Weiden.
Die Zimmer waren liebevoll hergerichtet, verwundert war ich
nur über das, was ich neben der Toilette fand, dort stand nämlich ein einsatzbereiter
Feuerlöscher. Auf meine Frage, ob die österreichischen Toiletten einem anderen
Standard gehorchten als die deutschen, erhielt ich nur ein süffisantes Lächeln
zur Antwort.
Gleich am nächsten Nachmittag nutzten wir die Gunst des
Wetters für die ersten gemeinsamen Flüge. Da mein Kollege der Schaumfliegerei
verfallen ist und mir konsequenterweise ein solches Exemplar reserviert hatte,
konterte ich selbstverständlich mit zwei standesgemäßen Fliegern.
Beim ersten Sondieren des Fluggeländes direkt neben dem Haus
drängte sich mir die Wahl zwischen Pest oder Cholera auf: Die leicht
abschüssige Wiese senkte sich beiderseits talwärts. Hinter mir grenzte ein
Wäldchen an, vor mir in ca. 200 Metern Entfernung mehrere Bäume oder wahlweise
eine Hochspannungsleitung. Na prima, das würde für reichlich Spannung bei der
Landung sorgen! Doch zunächst einmal stellte ich fest, dass in einer Ausgangshöhe
von 500 Metern die Luft beginnt, dünner zu werden als bei mir zu Hause als
Flachlandtiroler auf Meereshöhe. So folgten denn die Modelle aus meinem
Handstart der Richtung der Schwerkraft statt durch Motorkraft eine
entgegengesetzte Bahn einzunehmen. Erst als ich diese verantwortungsvolle
Aufgabe meinem erfahrenen Kollegen übertrug, gelangen die Sprünge gen Himmel
und gemeinsam drehten wir unsere Kreise. Doch irgendwann zwingt selbst der
bestgeladenste Akku zur Landung. Mit zunehmender Nervosität versuchte ich einen
Anflug nach dem anderen, doch das Gleitverhalten meines Seglers zeigte sich
davon unbeeindruckt. Gerade als ich glaubte, nun endlich die richtige
Ausgangshöhe zum Einlanden erreicht zu haben, sprang böswillig ein hoher Baum
dazwischen. Wieder begleitet von einem süffisanten Lächeln –offensichtlich kannte er das Springverhalten
der heimischen Bäume aus eigener Erfahrung- holte mein Fliegerkollege die
Leiter. Unsere Rettungsaktion aus einer Höhe von ca. 3 Metern wurde dabei von
der benachbarten Bäuerin samt deren Kindern interessiert beobachtet. Kaum dass
wir den Segler wohlbehalten geborgen hatten, kam sie uns gleich mit einer
einheimischen Köstlichkeit entgegen: Selbstgebranntem Zwetschgenschnaps. Aus
einem Gläschen wurden zwei, der Herr des Hauses gesellte sich ebenfalls noch
hinzu, die Flasche leerte sich zusehends, die Stimmung stieg. Da soll noch mal
einer behaupten, unser Hobby wäre kommunikationsfeindlich! Zur Sicherheit
stellten wir schließlich das Fliegen für den Rest des Tages ein.
Gemeinsam mit der Familie erkundeten wir natürlich auch die
Gegenden, sodass die Tage nur so dahinflogen. Auch dank bester Bewirtung durch
die Frau des Hauses traten wir schließlich hervorragend erholt aber mit Wehmut die
Heimreise an, nicht ohne jedoch bereits den Gegenbesuch vereinbart zu haben!
P. S.: Der Feuerlöscher stand bis zu unserer Abfahrt weiter
unbehelligt neben der Toilette. Offensichtlich handelte es sich dabei nur um
eine böswillige Provokation.
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