Sonntag, 9. Dezember 2012

Was hat ein Steinmosaik mit Modellbau zu tun?

Steinmosaik mit dem 1K-Pu-Kleber verklebt
 Zugegeben eine etwas merkwürdige Frage, weil ein Steinmosaik etwas sehr „Bodenständiges“ und Schweres ist, was man von einem Flugmodell sicher nicht behaupten sollte. Und dennoch gibt es eine entscheidende Verbindung:

Als wir in diesem Sommer den Eingangsbereich vor unserer Haustür mit buntem Steingranulat neu gestalten ließen, schaute ich mir rein interessehalber den Klebstoff etwas genauer an. Es war ein einkomponentiger, fast klarer Klebstoff auf Polyurethanbasis. In diesen wurde das Steingranulat eingemischt und dann mit einer Glättkelle direkt auf den Fliesenboden aufgeklebt.
Der Klebstoff in seinem Originalgebinde
Zur Verarbeitung trug der Handwerker grundsätzlich Handschuhe. Nach seinen Aussagen sei diese Klebung -einmal ausgehärtet- nahezu „unkaputtbar“ und ließe sich nur schwer von der Haut bis gar nicht aus der Kleidung entfernen. Sofort bekam ich Ohren wie Bratpfannen, nein, nicht das ich meine Frau zukünftig mit ruinierten Klamotten ärgern wollte, aber: „Das hörte sich doch nach einem Klebstoff für den Modellbaubereich an!“
Als nach der Fertigstellung des Mosaiks noch ein Rest Klebstoff im Kanister übrig blieb, ließ ich mir diesen sofort in zwei luftdicht verschließbare Gläser einfüllen, denn nur so kann der Aushärtevorgang verzögert werden, damit ersparte ich dem Handwerker gleichzeitig eine kostenpflichtige Entsorgung. Was für ihn einen unbrauchbaren Rest darstellte, bedeutete für mich eine beachtliche Menge in einem Gurken- und Marmeladenglas.

Die abgefüllten Kleberreste
Inzwischen sind gut zwei Monate ins Land gegangen, das Mindesthaltbarkeitsdatum des Klebstoffes ist bereits überschritten und er klebt noch immer wie d´Sau, wie es die Bayern so treffend urtümlich zum Ausdruck bringen können. An folgenden Materialien habe ich das Klebeverhalten getestet:

  • Bei der Verträglichkeit mit Styropor und sonstigen Schäumen, die bei den heutigen Schaummodellen zum Einsatz kommen, ergeben sich keinerlei Einschränkungen.
  • Hölzer und Metalle verbindet der PU-Kleber genauso problemlos.
  • Ebenso wie mit Epoxydharz verklebt man damit z. B. Kevlar- und Glasmatten.
  • Eingedickt mit Microballons oder einfachem Weizenmehl aus der Küche eignet er sich sogar zum Ausbessern von Löchern. Generell würde ich ihn aber nicht zum Verspachteln verwenden, dafür gibt es in Baumärkten andere Massen, die schneller aushärten.

Mit diesen Anwendungsbereichen dürfte der größte Teil der im Modellbaubereich anfallenden Klebungen abgedeckt sein.
Je nach Temperatur härtet der Klebstoff ähnlich wie Epoxydharz bereits nach mehreren Stunden aus. Solange jedoch noch Geruchsentwicklung besteht, ist die endgültige Aushärtung noch nicht erreicht, das ist erst nach ungefähr zwei Tagen der Fall. Für die weitere Verarbeitung wie Überspachtelung oder Überschleifen braucht man jedoch nur bis zur „gefühlten“ Aushärtung zu warten.
Seit mir dieser Klebstoff zur Verfügung steht, verwende ich kein Epoxydharz mehr, denn schon das Anrühren von zwei Komponenten, um den Aushärtevorgang zu starten, entfällt.
Noch ein paar Hinweise zur Verarbeitung:

  • Handschuhe und alte Kleidung sollte man bei der Verarbeitung immer tragen. Frische Klebereste auf der Haut ließen sich mit Nitromethan entfernen, andere Lösungsmittel standen mir nicht zur Verfügung.
  • Wegen der Geruchsentwicklung ist für gute Lüftung zu sorgen. Nach Aussagen unseres Handwerkers soll es diesen Klebstoff allerdings auch für die Innenanwendung als geruchlos geben.
  • Vor dem Verschließen der Vorratsgefäße, die in jedem Fall luftdicht abschließen müssen, dürfen sich keine Klebereste auf dem Deckel oder dem Gefäßrand befinden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Gefäß zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr zu öffnen ist. Trotz eines luftdichten Verschlusses bildet sich mit der Zeit eine mehr oder weniger dicke Haut auf dem Klebstoff, die aber leicht wieder durchstoßen werden kann.

Ich hatte den Eindruck, dass unser Handwerker froh war, die Reste nicht entsorgen zu müssen. Damit besteht eine Chance, an diesen „Wunderkleber“ möglicherweise kostenlos zu kommen, denn wollte man ihn kaufen, würde der Preis schnell von der Fragemethode überzeugen, ein 10 kg-Gebinde soll um die € 200,00 kosten! Daher kann ich nur jedem Interessierten empfehlen, Augen und Ohren offen zu halten, um ihn zu ergattern, Malerbetriebe z. B. bringen solche Mosaiken an. 
Viel Erfolg!

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