Sonntag, 14. August 2011

Die (un)endliche Geschichte der Caravelle 140, Teil I

Wir schreiben den 09.10.2010, es ist ein sonniger Oktobertag mit leichtem Ostwind, vor mir steht die Caravelle 140, der fast dreißig Jahre alte aber dennoch kaum benutzte Boxermotor Tartan 44 läuft wie ein Nähmaschinchen, die Reichweite und die Ruderfunktionen wurden noch ein letztes Mal durchgetestet und ich gebe langsam Gas. Mir gehen Gedanken über die Konzeption von Modellflugzeugen aus den 60er und 70er-Jahren durch den Kopf: Gut und stabil sollten sie fliegen, also wären keine bösen Überraschungen zu erwarten, dennoch beginnen die Knie zu erweichen und im Bauch steigt dieses mulmiges Gefühl auf, das wohl jeder Modellflieger kennt, der zum ersten Mal vor der Frage steht „wird alles gut gehen?“

Sven Glückspilz

So sieht es aus, wenn mir ein Fehler passiert. Das sind die Überreste einer Caravelle, die ich im Maßstab 1,4:1 nach einem Originalbauplan von Graupner nachgebaut habe (Siehe die Unendliche Geschichte, Teil I). Mit vielen Unterbrechungen betrug die Bauzeit fast 7 Jahre, angefangen von den ersten Planungen 2003 bis zur Fertigstellung am 22.09.2010. Die Spannweite von 2,60m brachte mich in eine bis dahin für Motormodelle bislang neue Dimension. Die größere Masse ließ viele Detailfragen bezüglich der Stabilität aufkommen, die es zu klären galt. Letztlich hatte ich sie alle gelöst und versemmelte den Flieger, weil ich zum ersten Mal in meiner langjährigen Fliegerlaufbahn vergessen hatte, die Drehrichtung des Querruders zu kontrollieren. Und wie sollte es auch anders sein, liefen die Dinger verkehrt herum. Innerhalb von weniger als einer Minute zerbarst die langjährige Arbeit in viele Teile.  Den Rumpf konnte ich zwar noch wiederherstellen, aber der in Rippenbauweise aufgebaute Flügel war beim besten Willen nicht mehr zu retten, gleichermaßen zogen drei Servos in den Modellfliegerhimmel auf, ein Resonanzrohr des Boxermotors blieb für immer verschwunden.